Zahnzusatzversicherungen: Wachsender Markt und neue Tarife 2016
Seit dem Jahr 2005 sind die Leistungen der gesetzlichen Krankenkassen erheblich reduziert worden. Betroffen sind davon unter anderem alle, die Zahnersatz oder umfangreiche zahnärztliche Behandlungen benötigen, denn die gesetzlichen Krankenversicherungen übernehmen seitdem nur noch die Kosten für die sogenannte Regelversorgung. Wer höherwertigen Zahnersatz, etwa ein Implantat, wünscht, muss die Mehrkosten für die Behandlung aus eigener Tasche finanzieren.

Aus diesem Grund gibt es seit dieser Gesundheitsreform einen wachsenden Markt an privaten Zahnzusatzversicherungen, die im Falle einer teuren Behandlung die Mehrkosten vollständig oder zu großen Teilen übernehmen. Allerdings ist dieser Versicherungsschutz mit zusätzlichen monatlichen Beiträgen verbunden, wer nicht privat vorsorgt und eine Zahnzusatzversicherung möglichst früh abschließt, muss die Mehrkosten komplett selber tragen.
Auf dem Markt werden mittlerweile Hunderte von Policen angeboten, teilweise auch in direkter Zusammenarbeit mit einzelnen Krankenkassen. Die monatlichen Kosten variieren dabei ebenso erheblich wie die versicherten Leistungen, ein Vergleich ist also unverzichtbar, um sich möglichst gut und günstig zu versichern und möglichst wenig Eigenanteil für eine Behandlung aufbringen zu müssen.
Verbesserungen bei den Leistungen
Wie der Verband der Privaten Krankenversicherungen ermittelte, stieg die Zahl der privaten Zahnzusatzversicherungen seit 2005 um mehr als 80 Prozent an. Hatten im Jahr 2005 etwa 7,79 Millionen Menschen eine private Zusatzversicherung, waren es zehn Jahre später schon mehr als 14 Millionen, mit weiter steigender Tendenz. Erfreulich dabei ist, dass viele der Anbieter Tarife bieten, die gute bis sehr gute Bedingungen für den Versicherten bieten. Das stellte die Ratingagentur Assekurata in einem Ende 2015 veröffentlichten Report fest, bei dem 41 Zahnzusatzversicherungen genauer untersucht wurden.
Zu ähnlichen Ergebnissen kommt auch die renommierte Stiftung Warentest, die seit Jahren Zahnzusatzversicherungen vergleicht und bewertet. Besonders erfreulich sei dabei die Entwicklung, dass immer mehr Tarife nicht nur Leistungen für Zahnersatz erbringen, sondern auch für Zahnbehandlungen, Prophylaxe und kieferorthopädische Maßnahmen. Wer besonderen Wert auf diese Leistungen legt, sollte die Versicherer gezielt danach fragen, denn oft bieten diese unterschiedliche Tarife an, die nicht in jedem Fall sämtliche Leistungen abdecken.
Stiftung Warentest bietet eine kostenpflichtige, jedoch mit 7,50 Euro verhältnismäßig günstige Analyse an, in der nahezu alle Angebote von privaten Krankenversicherern ausgewertet werden. Die zugrundeliegende Datenbank wird monatlich aktualisiert, so dass auch neue Tarife darin schnell aufgeführt werden.
Was ändert sich für Zahnarztpraxen?
Durch die Reduzierung der gesetzlichen Zuschüsse auf die Regelversorgung ergibt sich für Zahnärzte immer häufiger ein Zielkonflikt, denn die beste Behandlung ist oft nicht die finanziell günstigste. So übernimmt die gesetzliche Krankenkasse die Kosten für eine Zahnextraktion komplett, während die Versorgung mit einer Brücke oder Krone nur bezuschusst wird. Patienten, die eine höherwertige Versorgung, etwa mit einem Implantat statt einer Brücke, wünschen, erhalten daher nur einen geringen Teil der Kosten von ihrer Krankenkasse erstattet, die Mehrkosten (die bei Implantaten leicht einen vier- bis fünfstelligen Betrag ausmachen können) sind vom Patienten zu tragen.
Wenn jedoch der Patient frühzeitig eine gute Zahnzusatzversicherung abgeschlossen hat, werden diese Mehrkosten ganz oder teilweise von der Zusatzversicherung übernommen, wovon auch der Zahnarzt profitiert. Zudem stellt die Übernahme von Prophylaxe-Leistungen und einer professionellen Zahnreinigung eine Möglichkeit dar, Patienten umfassender zu betreuen und die Wirtschaftlichkeit zu erhöhen sowie die Mundgesundheit des Patienten zu verbessern und Zähne und Zahnfleisch länger gesund und vital zu erhalten.

Was sollte eine Zahnzusatzversicherung an Leistungen bieten?
Welche konkreten Leistungen eine Zahnzusatzversicherung bieten sollte, hängt von verschiedenen Faktoren ab:
- Alter und Geschlecht des Versicherten
- vorhandene Vorschäden
- erwarteter Umfang von zukünftigen Behandlungen
- Erwartungen an Zahnersatz und Zahnbehandlungen
Dabei gilt: Je jünger ein Versicherter ist, desto geringer sind in der Regel auch die monatlichen Beiträge für zu private Versicherung. Doch neben dem Eintrittsalter sind es vor allem die zu erwartenden Behandlungen, denn wer etwa heute bereits weiß, dass er hochwertigen Zahnersatz wünscht, sollte einen Tarif wählen, der diese Kosten übernimmt. Wer hingegen mit einer kostengünstigen Standardlösung zufrieden ist, kann unter Umständen sogar komplett auf eine Zusatzversicherung verzichten und den dann deutlich geringeren Eigenanteil – der durch regelmäßige Besuche beim Zahnarzt und ein dementsprechend lückenloses Bonusheft zusätzlich abgesenkt wird – selber übernehmen.
Welche Arten von Tarifen gibt es?
Grundsätzlich gibt es zwei Tarifmodelle bei Zahnzusatzversicherungen: Tarife nach Art einer Lebensversicherung und nach Art einer Schadensversicherung. Bei Tarifen nach Art der Lebensversicherung keine altersabhängigen Beitragsanpassungen von laufenden Verträgen vorgenommen werden, erhöhen sich die monatlichen Versicherungsbeiträge bei Tarifen nach der Art von Schadensversicherungen in regelmäßigen Zeitabständen.
Wie Stiftung Warentest feststellt, gibt es in beiden Modellen gute und auch dauerhaft günstige Tarife, wenngleich sich vereinfacht feststellen lässt, dass Tarife nach Art der Lebensversicherung für junge Versicherte günstiger sind. Denn hier wird der monatliche Beitrag zu Versicherungsbeginn festgelegt und dann auch nach Jahrzehnten nicht signifikant erhöht. Auf der anderen Seite ist Zahnersatz in jungen Jahren seltener erforderlich als später im Leben, so dass es durchaus finanziell sinnvoller sein kann, zunächst auf den zusätzlichen Versicherungsschutz zu verzichten und erst mit Anfang/Mitte 40 eine entsprechende Police abzuschließen.
Ein wesentliches Entscheidungskriterium sind auch Höchstleistungen oder Sperrfristen: Viele Tarife sehen in den ersten 2-5 Jahren nur begrenzte Leistungen vor und bieten den vollen Versicherungsschutz erst nach Ablauf dieser Sperrfrist. Damit wollen die Versicherer verhindern, dass neue Kunden sich erst kurz vor einer erforderlichen Behandlung versichern und dann sofort hohe Erstattungen erhalten.
Inzwischen sind jedoch auch Tarife auf dem Markt, die damit werben, selbst bei einer laufenden Behandlung Kosten zu übernehmen. Allerdings sind solche Angebote mit gewisser Skepsis zu bewerten, denn meist wird hierbei nur etwa eine Verdoppelung des Festzuschusses der Krankenkasse angeboten, was in der Praxis bedeutet, dass für Privatleistungen wie Implantate keine Zuschüsse der Zusatzversicherung erbracht werden, da diese auch von der Krankenkasse nicht übernommen werden. Ob sich ein solcher Tarif – der sich mit höheren Beiträgen und einer Mindestversicherungsdauer von zwei Jahren finanziert – lohnt, sollte man daher sehr genau durchrechnen und sich nicht vorschnell vertraglich binden.
Viele Versicherungen übernehmen zudem nur Kosten für Behandlungen, die zum Zeitpunkt des Abschlusses noch nicht begonnen waren. Wer also ahnt, dass der nächste Besuch beim Zahnarzt einen Behandlungsaufwand zur Folge hat, sollte sich frühzeitig um einen geeigneten Versicherungsschutz bemühen und dabei einen Tarif wählen, der möglichst wenig Leistungen ausschließt und keine Gesundheitsprüfung voraussetzt. Dennoch müssen auch bei diesen Tarifen die Fragen zur Gesundheit wahrheitsgemäß beantwortet werden, etwa zu fehlenden Zähnen. Denn diese sind aus Sicht der Versicherer ein zusätzliches Risiko, das mit höheren monatlichen Beiträgen abgedeckt werden muss und dementsprechend höhere Kosten verursacht.