Zahnfleisch – Warum gesundes Zahnfleisch entscheidend für die Mundgesundheit ist
Wenn von der Zahngesundheit gesprochen wird, denken viele zuerst an die Zähne selbst. Doch mindestens genauso wichtig für die Mundgesundheit ist das Zahnfleisch. Es schützt die Zahnhälse, hält die Zähne stabil und bietet eine natürliche Barriere gegen Bakterien. Gesundes Zahnfleisch ist wichtig für die Zahngesundheit und das Allgemeinbefinden. Daher verdienen das Zahnfleisch und die Mundflora besondere Aufmerksamkeit bei der Zahnpflege. Regelmäßige und richtige Mundhygiene ist die beste Vorbeugung gegen chronische Zahnfleischprobleme. Denn Zahnfleischbluten und Entzündungen wie Gingivitis oder die gefürchtete Parodontitis werden durch Bakterien verursacht, die sich beim gewissenhaften Reinigen gut entfernen lassen.

Inhaltsverzeichnis
- Aufbau und Funktion des Zahnfleisches (Gingiva)
- Ursachen für Zahnfleischprobleme und Erkrankungen
- Zahnfleischerkrankungen und Behandlungen
- Zahnfleischrückgang
- Zahnfleischentzündung (Gingivitis)
- Von der Zahnfleischentzündung zur Zahnbettentzündung
- Zahnfleischtaschen
- Entzündung des Zahnmarks
- Parodontitis – Wenn Entzündungen tiefer gehen
- Prävention und Pflege des Zahnfleisches
- Zahnfleischprobleme bei herausnehmbaren Zahnersatz
- Zahnfleischersatz
Neben gründlicher Mundhygiene spielt auch die Ernährung eine Rolle für gesundes Zahnfleisch. Zucker- und säurehaltige Speisen bilden einen guten Nährboden für Bakterien und greifen zudem den Zahnschmelz an. Weitere Risikofaktoren für Zahnfleischprobleme sind Rauchen, Alkohol und chronische Krankheiten wie Diabetes. Auch schwangerschaftsbedingte Hormonschwankungen und manche Medikamente können Zahnfleischbeschwerden begünstigen.
Bei der regelmäßigen Vorsorgeuntersuchung, die jeder kostenlos ein- bis zweimal pro Jahr wahrnehmen sollte, untersucht die Zahnärztin oder der Zahnarzt auch das Zahnfleisch und gibt Ratschläge zu dessen Pflege und Gesunderhaltung. Zudem kennen die moderne Zahnmedizin und Parodontologie zahlreiche Behandlungsmethoden, wenn bereits Entzündungen oder Schäden am Zahnfleisch (z. B. Zahnfleischtaschen oder Zahnfleischschwund) diagnostiziert worden sind.
Menschen mit Zahnfleischentzündungen, bei denen sich schon Zahnfleischtaschen gebildet haben, sollten spätestens jetzt einen Termin in der Zahnarztpraxis vereinbaren, um gegen die Parodontitis vorzugehen, bevor es zu spät ist. Tiefe Zahnfleischtaschen können nur professionell richtig von Bakterien gereinigt und behandelt werden. Wenn die Entzündung nicht therapiert wird und zum Stillstand kommt, kann sie im schlimmsten Fall zur Lockerung oder gar zum Ausfallen der Zähne führen.
Aufbau und Funktion des Zahnfleisches (Gingiva)
Das Zahnfleisch, in der Fachsprache Gingiva genannt, ist ein fester Bestandteil der Mundschleimhaut. Es umschließt die Zahnhälse und bildet so den sichtbaren Teil des Zahnhalteapparats. Zusammen mit dem Kieferknochen und anderen Geweben sorgt das Zahnfleisch dafür, dass die Zähne fest verankert sind.
Gesundes Zahnfleisch erkennt man an seiner blassrosa Farbe und seiner festen Struktur. Es liegt eng an den Zähnen an und bietet so kaum Platz für Bakterien. Wichtig ist dabei, dass das Zahnfleisch nicht gerötet oder geschwollen ist – beides könnte auf eine Zahnfleischentzündung hinweisen.
Ursachen für Zahnfleischprobleme und Erkrankungen
Zahnbelag, auch Plaque genannt, ist die Hauptursache für Probleme mit dem Zahnfleisch. Dieser Belag besteht aus Bakterien, die sich im Mundraum ansiedeln. Wird Plaque nicht gründlich entfernt, beispielsweise durch regelmäßiges Zähneputzen oder die Verwendung von Zahnseide, sammeln sich die Bakterien an und führen zu Entzündungen.
Erste Anzeichen hierfür sind Zahnfleischbluten und geschwollenes Zahnfleisch. Ohne rechtzeitige Behandlung durch den Zahnarzt kann aus einer leichten Gingivitis schnell eine chronische Parodontitis entstehen, die tiefer liegende Strukturen wie den Kieferknochen schädigen kann.
Die halbjährliche Untersuchung von Zähnen und Zahnfleisch durch die Zahnärztin oder den Zahnarzt sowie die Zahnsteinentfernung einmal pro Jahr sind für versicherte Personen kostenlos, da sie von der Krankenkasse bezahlt werden. Das Entfernen von Zahnbelägen durch die Professionelle Zahnreinigung (kurz: PZR) wird mittlerweile von immer mehr Krankenkassen zumindestens anteilig übernommen.
Selbst wenn die Professionelle Zahnreinigung mit Kosten verbunden ist, lohnt sich eine professionelle Zahnreinigung mindestens einmal jährlich. Dabei werden die Zähne mit Spezialinstrumenten sehr gründlich von Belägen befreit und poliert, um neue Anhaftungen zu erschweren. Zur Versiegelung der Zähne kommt am Ende fluoridhaltiger Zahnlack zum Einsatz.
Zahnfleischerkrankungen und Behandlungen
Zahnfleischrückgang
Zahnfleischrückgang ist ein häufig anzutreffendes Symptom, das vor allem bei älteren Menschen vermehrt auftritt. Die Ursache für den Schwund ist häufig eine Zahnfleischerkrankung, typischerweise eine Parodontitis (Entzündung des Zahnhalteapparates) oder Gingivitis (Zahnfleischentzündung). Auch eine unzureichende Mundhygiene, falsche Putztechniken, eine zu harte Zahnbürste oder hartnäckige Zahnbeläge (Zahnstein) steigern das Risiko dafür, dass sich das empfindliche Zahnfleisch zurückzieht, sich Zahnfleischtaschen bilden und die Zahnhälse in der Konsequenz nicht mehr ausreichend geschützt sind.
Doch auch andere Risikofaktoren begünstigen den Zahnfleischschwund, beispielsweise:
- ein geschwächtes Immunsystem (z. B. infolge einer Infektion oder anderer Erkrankungen)
- Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes
- Rauchen und Dampfen von Liquids mit E-Zigaretten/E-Shisha
- Vitaminmangel
- Medikamente
- Stress
- Depressionen
- ungesunde Ernährung
- hormonelle Veränderungen (z. B. während Schwangerschaft oder in den Wechseljahren)
Ein Zahnfleischrückgang verläuft zunächst meist schmerzlos. Doch es gibt einige Warnsignale, wie z.B. gerötetes Zahnfleisch, Zahnfleischbluten, unangenehmer Mundgeruch, Schmerzen an Zahnhälsen, druckempfindliches Zahnfleisch u.a. die keinesfalls ignoriert werden sollten:
Unbehandelt kann sich eine bakterielle Entzündung im Mundraum immer weiter ausbreiten und selbst gesunde Zähne betreffen. Besser ist es, bei den ersten Hinweisen auf eine Entzündung wie Zahnfleischbluten die Zahnärztin oder den Zahnarzt aufzusuchen und sich untersuchen zu lassen.
In einem ersten Schritt kann eine professionelle Zahnreinigung durchgeführt werden, bei der die Zahnoberflächen bis unter den Zahnfleischsaum mechanisch gereinigt werden. Mit der Zahnbürste und Zahnseide oder Interdentalbürstchen alleine lassen sich nicht alle Regionen im Mund erreichen und reinigen – mit einer professionellen Zahnreinigung hat man hier erheblich mehr und bessere Möglichkeiten.
Bei tiefen Zahnfleischtaschen oder einer akuten Entzündung kann auch eine örtliche Behandlung mit einem Antibiotikum erforderlich sein, um schädliche Bakterien abzutöten und den Selbstheilungsprozess in Gang zu setzen. Auch das Spülen mit Chlorhexidin, einem Antiseptikum, kann nach einer professionellen Zahnreinigung bereits eine deutliche Verbesserung bewirken und insbesondere bei leichtem Zahnfleischrückgang verhindern, dass die Entzündung fortschreitet.
Bei starken Schädigungen mit tiefen Zahnfleischtaschen reicht manchmal eine Zahnreinigung nicht mehr aus. Dann kann es sein, dass unter örtlicher Betäubung das entzündete Zahnfleisch entfernt werden muss. Das geschieht entweder mit einem Skalpell, schonender ist jedoch die Entfernung des erkrankten Gewebes durch einen Laser. Auch hier wird häufig parallel mit einem lokalen Antibiotikum (etwa in Form eines Gels, das auf den Zahnfleischsaum aufgetragen wird) der Heilungsprozess unterstützt.
Ist die akute Behandlung abgeschlossen und die Entzündung ausgeheilt, kann verlorenes Zahnfleisch operativ wieder aufgebaut werden. Diese oftmals unangenehme Behandlung ist leider erforderlich, denn in einem ungeschützten Zahnbett kann sich der Kieferknochen sukzessive abbauen. Und das hat in letzter Konsequenz den Verlust von Zähnen zur Folge, die einfach keinen Halt mehr im Kiefer finden.
In besonders schweren Fällen kann auch eine Transplantation von Mundschleimhaut erforderlich sein. Hierbei wird aus der Gaumenregion ein Stück Mundschleimhaut entnommen und in dem Operationsgebiet eingenäht oder mit speziellen biokompatiblen Klebstoffen eingeklebt. Die Wunde im Gaumen wird mit einer Platte abgedeckt und heilt, ebenso wie das transplantierte Gewebe, im Verlauf von einigen Wochen vollständig aus.
Zahnfleischentzündung (Gingivitis)
Die wichtigste Ursache für eine Gingivitis ist mangelhafte Mundhygiene. Werden die Bakterien, die sich im Mund und auf dem Zahnfleisch ansiedeln, nicht regelmäßig mechanisch mit Bürste, Zahnpasta und Mundspülung entfernt, können sie sich vermehren und eine entzündliche Reaktion des Immunsystems auslösen. Durch das regelmäßige Zähneputzen mit einer weichen Zahnbürste können bakterielle Beläge entfernt werden, zusätzlich ist mindestens einmal im Jahr eine professionelle Zahnreinigung beim Zahnarzt sinnvoll, um Zahnstein und hartnäckige Plaque zu entfernen und so die Basis für eine gesunde Mundflora zu legen.
Eine akute Gingivitis äußert sich durch ein entzündetes, gerötetes und druckempfindliches Zahnfleisch. Ist der Zahnfleischsaum weicher als gewöhnlich und neigt zu Blutungen, sind das Zeichen für eine beginnende oder bereits ausgeprägte Zahnfleischentzündung, die oft auch mit unangenehmem Mundgeruch einhergeht.
Für Betroffene ist es in der Regel nicht erkennbar, ob die Blutungen des Zahnfleisches auf eine Gingivitis oder eine bereits beginnende Parodontitis hindeuten. Dennoch sollten Verletzungen des Zahnfleisches und Entzündungen in diesem Bereich nicht auf die leichte Schulter genommen werden. Denn ohne Behandlung können sich die verantwortlichen Bakterien ungestört im Zahnbett und den sich bildenden Zahnfleischtaschen einnisten und vermehren. Die Folgen sind dann eine immer stärker werdende Entzündung des Mundraumes, verbunden mit einem verstärkten Zahnfleischrückgang aufgrund der entzündlichen Veränderungen.
Von der Zahnfleischentzündung zur Zahnbettentzündung

Wenn eine solche Zahnfleischentzündung nicht behandelt wird, stellt sie eine große Gefahr für die Gesundheit der Zähne dar. Denn die Bakterien können immer tiefer in das Weichgewebe des Mundes eindringen und es schädigen, bis am Ende sogar die Wurzelhaut von gesunden Zahnwurzeln angegriffen wird. Dann helfen nur noch eine Wurzelkanalbehandlung oder Wurzelspitzenresektion als Maßnahmen, um den Zahn zu erhalten. Bei schweren Fällen, in denen sich im Wurzelbereich bereits größere Mengen Eiter angesammelt haben und das Gewebe großräumig zerstört ist, kann der Zahn – unabhängig von seinem Erhaltungszustand – nicht mehr gerettet werden. In diesem Fall bleibt nur noch die Zahnextraktion, also das Entfernen des gesamten Zahnes aus der Mundhöhle.
Die Bakterien, die für eine Zahnbettentzündung verantwortlich sind, können auch innere Organe besiedeln und krank machen. Durch blutende Wunden im Mund gelangen sie ungehindert in den Blutkreislauf und können sich dann im gesamten Körper verteilen. Bei Patienten mit einem geschwächten Immunsystem kann eine solche Infektion schwere Erkrankungen verursachen und Schädigungen an Organen und Gewerbe zur Folge haben. Auch sind einige Entzündungserreger in der Lage, die Aufnahme von Zucker aus der Nahrung zu behindern, so dass sich der Blutzuckerspiegel erhöht und damit das Risiko für Diabetes Typ II steigt.
Die effektivste Methode, um eine beginnende oder bereits fortgeschrittene Zahnbettentzündung zu behandeln, ist die mechanische Reinigung der Zahnhälse und der Zahnfleischtaschen. Der Zahnarzt setzt dazu entweder einen kleinen metallischen Kratzer ein oder entfernt die bakteriellen Beläge mit einer Ultraschall-Sonde. Das klappt problemlos bei Taschen, die nicht tiefer als sieben Millimeter sind. Bei tieferen Zahnfleischtaschen muss das Zahnfleisch chirurgisch gereinigt werden. Dazu wird es unter örtlicher Betäubung aufgeschnitten und heruntergeklappt, damit der Zahnarzt das darunterliegende Gewebe von Plaque befreien kann. Der Patient muss im Anschluss ein hochdosiertes Antibiotikum einnehmen, mit dem die Entzündung im Mundraum bekämpft wird. Bei erfolgreichem Behandlungsverlauf wächst das Zahnfleisch anschließend wieder zusammen und am Knochen fest.
Leider muss der Patient die Kosten hierfür in der Regel aus eigener Tasche zahlen. Eine komplette Behandlung inklusive Messung der Zahnfleischtaschen, Kontrolle der Mundhygiene, professioneller Zahnreinigung und Nachreinigung vertiefter Zahnfleischtaschen kostet in der Praxis etwa 70,- - 150,- Euro. Einige Krankenkassen leisten auf freiwilliger Basis einen Zuschuss für die professionelle Zahnreinigung, so dass die tatsächliche Kostenbelastung für den Versicherten geringer sein kann.
Eine alternative Behandlungsmethode ist eine Therapie mit kaltem Plasma. Hierbei handelt es sich um gereinigte Umgebungsluft, die mit Sauerstoff angereichert wird. Nach einer gründlichen mechanischen Reinigung wird das kalte Plasma über eine spezielle Bissschiene direkt in den Mund des Patienten geleitet und umflutet alle Zahnfleischflächen für etwa 10 Minuten. Durch den Sauerstoff werden die Zellmembranen der Bakterien zerstört, Viren werden inaktiviert und die Wundflächen werden sanft desinfiziert. Mit der Plasma-Therapie können auch tiefe Zahnfleischtaschen erreicht und gereinigt werden; das Aufschneiden und der folgende Heilungsprozess entfallen dabei. Allerdings müssen Patienten für die Kosten einer solchen Behandlung ebenfalls selbst aufkommen; der Preis ist mit etwa 45 Euro pro Sitzung jedoch verhältnismäßig moderat.
Zahnfleischtaschen
Der menschliche Körper besitzt mit der Haut eine fast vollständige Schutzschicht. Die Haut schirmt die meisten Umwelteinflüsse ab und sorgt unter anderem dafür, dass Bakterien oder andere Fremdkörper nicht in den Blutkreislauf eindringen können. Allerdings gibt es Ausnahmen, die diese Schutzschicht durchbrechen, zu Beispiel die Nägel und die Zähne. Damit das darunterliegende Gewebe trotzdem geschützt bleibt, hat die Natur im Lauf der Evolution verschiedene Schutzmechanismen entwickelt. So ist das Gewebe am Zahn besonders dicht und mit dem umliegenden Gewebe sehr stark verbunden. Auf diese Art bildet es eine für Bakterien nahezu undurchdringliche Barriere, die zudem aufgrund ihrer Struktur besonders schwer zu besiedeln ist.
Zwischen Zahnhals und Zahnfleisch ist jedoch eine Furche vorhanden, die bei einem gesunden Menschen etwa einen halben Millimeter tief ist. Durch das dichte Gewebe um die Zahnfleischfurche, das wie ein Verschluss wirkt, sind dort nur wenige Bakterien zu finden. Bei einer Gingivitis (Zahnfleischentzündung) oder einer Parodontitis (Zahnbettentzündung) verändert sich jedoch das Gewebe. Es wird durchlässiger und verliert nach und nach seine Haftung an der Zahnoberfläche. Hierdurch können sich Bakterien leichter auf der Oberfläche ansiedeln und vermehren. Das führt zu einer Entzündungsreaktion des Immunsystems, die von den Betroffenen oft als schmerzendes oder blutendes Zahnfleisch wahrgenommen wird.
Wenn die Entzündung fortschreitet, verändert sich in der Folge zunehmend das Zahnfleisch. Es löst sich mehr und mehr von der Zahnoberfläche ab und bildet dann eine Zahnfleischtasche aus. Das ist deswegen besonders kritisch, weil sich in einer solchen Zahnfleischtasche Bakterien sehr gut ansiedeln können. Sie mit der Zahnbürste oder Zahnseide von dort wieder zu entfernen, ist dagegen kaum noch möglich. Daher empfehlen Zahnärzte, bereits bei den ersten Anzeichen für eine Gingivitis das Zahnfleisch untersuchen zu lassen. Denn je tiefer die Taschen, desto stärker sind auch die Auswirkungen auf das umliegende Knochengewebe, das zunehmend geschädigt und abgebaut wird.
Der Zahnarzt nutzt für die Untersuchung eine spezielle Sonde, mit der er die die Taschentiefe genau ermitteln kann. Um zu ermitteln, wie stark das Gewebe bereits geschädigt ist, sollte an mindestens sechs Stellen pro Zahn gemessen werden. Dabei drückt der Zahnarzt die Sonde vorsichtig in die Zahnfleischfurche hinein. Bemerkt er dabei austretendes Blut oder Eiter, ist das ein Zeichen für eine entzündliche Veränderung, die behandelt werden muss. Raucher allerdings sollten sich nicht in trügerischer Sicherheit wiegen, wenn bei der Zahnfleischuntersuchung keine Blutungen auftreten. Denn Nikotin verengt die feinen Blutgefäße im Zahnfleisch, so dass es schlechter durchblutet wird. Darum überprüft der Zahnarzt nicht nur die Zahnfleischtaschen, sondern auch den Zahnfleischrand auf Anzeichen einer Entzündung.
Liegen Anzeichen für entzündliche Prozesse in den Zahnfleischtaschen vor, müssen danach Röntgenaufnahmen der betroffenen Areale gemacht werden, um die Situation besser einschätzen und bewerten zu können. Erst danach kann der Zahnarzt sicher sagen, wie weit z. B. der Knochenschwund bereits fortgeschritten ist, und entscheiden, welche Therapie sinnvoll bzw. erforderlich ist. Auch können bei Bedarf Gewebeproben im Labor mikrobiologisch untersucht werden, z. B. um ein geeignetes Antibiotikum zu ermitteln.
Wenn die Diagnose abgeschlossen ist, geht es an die Behandlung. Zu Beginn steht dabei immer eine initiale Parodontitistherapie, bei der die Zahnfleischtaschen zunächst mechanisch gereinigt und ggf. mit einem Antibiotikum behandelt werden. Der Zahnarzt verwendet dafür einen sogenannten Scaler, mit dem die bakterielle Plaque vorsichtig abgekratzt wird. Diese Behandlung wird unter örtlicher Betäubung durchgeführt. Sie ist zwar schmerzfrei, aber für viele Patienten dennoch unangenehm. Die Zahnfleischtasche wird danach gespült und ggf. mit einer antibiotischen Salbe versorgt.
Frühestens nach sechs Wochen kann dann in einer Nachuntersuchung festgestellt werden, ob sich die Situation stabilisiert und verbessert hat oder ob evtl. weitere Maßnahmen erforderlich sind. Bei schweren Verläufen kann etwa das chronisch entzündete Zahnfleisch von einem Kieferchirurgen operativ entfernt und neues Gewebe angesiedelt werden.
Entzündung des Zahnmarks
Eine Pulpitis ist eine Entzündung des Zahnmarks (Pulpa), der sogenannten Nervenkammer des Zahnes. Das Zahnmark wird vom Dentin umgeben, das wiederum durch den äußeren Zahnschmelz geschützt wird. Da sich in der Pulpa da Zahnnerv befindet, kann eine Entzündung einen spürbaren Druck und bisweilen heftige Zahnschmerzen zur Folge haben. Wird eine Pulpitis rechtzeitig zahnärztlich behandelt, heilt sie oftmals problemlos aus. Unbehandelt kann sich die Entzündung jedoch ausbreiten und etwa auch die Wurzelkanäle befallen. Dann bleibt meist nur noch eine Wurzelbehandlung oder das Entfernen des erkrankten Zahnes.
Infektiöse Pulpitis Eine infektiöse Pulpitis wird durch Bakterien ausgelöst, die mit ihren Stoffwechselprodukten das Zahnmark belasten und eine Entzündungsreaktion auslösen. Wird eine infektiöse Pulpitis nicht zahnärztlich behandelt, kann sie sich auf den gesamten Zahnhalteapparat ausdehnen und eine Parodontitis auslösen. Umgekehrt kann auch eine unbehandelte Parodontitis die Pulpa eines gesunden Zahnes infizieren. | Traumatische Pulpitis Bei mechanischen Schädigungen durch Brüche entlang der Zahnoberfläche kann eine Pulpitis mechanisch ausgelöst werden. Durch den Riss können Bakterien in das Zahninnere eindringen und die Entzündung auslösen. Auch starke Krafteinwirkung auf den Zahn, etwa bei einem Schlag, kann in der Folge die Blutgefäße, die den Zahnnerv versorgen, schädigen und so das Absterben der Pulpa zur Folge haben. | Latrogene Pulpitis Auch eine Zahnbehandlung kann eine Pulpitis zur Folge haben: Das Beschleifen der Zahnoberfläche (als Vorbereitung für eine konservative Füllungstherapie) oder das Einsetzen von Zahnersatz können unter Umständen einen mechanischen Reiz auslösen, der den Zahnnerv stresst und zu einer Pulpitis führt. Ebenso können Klebstoffe oder Säuren sowie bestimmte Füllungsmaterialien eine Entzündung des Zahnmarks auslösen. |
Ein typisches Warnsymptom sind starke bis sehr starke Schmerzen im Bereich der betroffenen Zahnwurzel. Dieser Schmerz entsteht vor allem dadurch, dass sich ein Druck im Nervenkanal aufbaut, der auf den Zahnnerv und das umliegende Gewebe wirkt. Bei entzündlichen Prozessen wird das umliegende Gewebe als Reaktion des Immunsystems stärker durchblutet, und das führt zu einem Druckaufbau im Gewebe. Weil die Pulpa nicht von Weichgewebe umgeben ist, kann dieser Druck nicht abgeleitet werden, sondern wirkt direkt auf den Zahnnerv, der mit Schmerzattacken reagiert.
Besonders intensiv wird der Schmerz beim Essen oder Trinken von heißen oder kalten Speisen und Getränken wahrgenommen. Hierbei wirkt ein zusätzlicher Reiz auf den empfindlichen Zahnnerv, so dass den Betroffenen im wahrsten Sinne des Wortes der Appetit vergeht, weil sie nicht mehr ohne Schmerzen kauen oder trinken können.
Bei schweren Verläufen einer Pulpitis scheint der Zahn zu pochen. Das Schmerzniveau schwillt also an und ab und breitet sich zunehmend auch auf das umliegende Gewebe und auf die benachbarten Zähne aus. Wird der betroffene Zahn jetzt immer noch nicht zahnärztlich behandelt, bildet sich im weiteren Verlauf ein sichtbarer Abszess, der auch von außen als deutliche Schwellung zu erkennen ist. Das ist nicht nur besonders schmerzhaft, sondern birgt auch die Gefahr, dass die Zahnentzündung auf die Nachbarzähne oder den gesamten Kiefer übergreift. Das kann in der letzten Konsequenz den Verlust von mehreren und auch gesunden Zähnen zur Folge haben.
Aufgrund der entzündlichen Vorgänge im Kiefer wird zunehmend Eiter gebildet, der wiederum neue Infektionen auslösen kann. Zudem werden der gesamte Organismus und das Immunsystem zunehmend belastet. Das äußert sich in einer immer schlechter werdenden Gesamtkonstitution – und in unangenehmem, fauligem Mundgeruch.
Alle geschilderten Symptome stellen sich bei einer akuten Pulpitis jedoch im Regelfall innerhalb von wenigen Tagen ein und erreichen schnell ein nicht mehr erträgliches Schmerzniveau. Daher sollte spätestens bei länger anhaltenden, intensiven Zahnschmerzenein Termin beim Zahnarzt vereinbart werden, um die genauen Schmerzursachen abklären und behandeln zu lassen.
Parodontitis – Wenn Entzündungen tiefer gehen
Gingivitis kann eine Vorstufe der Parodontitis darstellen. Diese im Volksmund oft unkorrekt als „Parodontose“ bezeichnete bakterielle Entzündung verursacht bleibende Schäden am Zahnfleisch und Zahnhalteapparat. Sie beginnt ebenfalls mit blutendem, manchmal auch eiterndem Zahnfleisch. Im Verlauf greifen die Erreger das harte und weiche Gewebe rund um den betroffenen Zahn an und zerstören es nach und nach. Bleibt die Entzündung unbehandelt, führt das schließlich dazu, dass der Zahn seinen Halt verliert, sich lockert und ausfällt.
Parodontitis ist einer der häufigsten Gründe für Zahnverluste bei den über 45‑jährigen und kann ebenfalls zu Folgeschäden im gesamten Organismus führen. Daher ist es äußerst wichtig, schon die ersten Warnzeichen ernst zu nehmen und den Zahnarzt aufzusuchen. Bei der Therapie wird die Entzündung gestoppt, indem die Bakterien am Zahn, an der Zahnwurzel und in den Zahnfleischtaschen beseitigt werden. Sind die Zahnfleischtaschen schon sehr tief und schlecht zugänglich, kann ein chirurgischer Eingriff zur Reinigung notwendig sein. Damit die überstandene Parodontitis nicht wieder neu aufflammt, müssen betroffene Patienten regelmäßig zur Nachsorge in die Zahnarztpraxis.
Prävention und Pflege des Zahnfleisches
Eine gute Mundhygiene ist die Basis für gesundes Zahnfleisch. Dazu gehört nicht nur zweimal tägliches Zähneputzen mit einer weichen Zahnbürste, sondern auch die regelmäßige Nutzung von Zahnseide. Zahnseide reinigt effektiv die Zahnzwischenräume, die für die Zahnbürste nicht erreichbar sind und beugt somit Entzündungen vor.
Über 300 Sorten Bakterien leben in der Mundhöhle des Menschen. Gute Zahn- und Mundpflege verhindern, dass sich schädliche Keime zu stark vermehren. Wenn Zahnbelag nicht regelmäßig entfernt wird, kann er sich festsetzen und zur Bildung von Karies und Zahnstein führen. Die Bakterien im Zahnbelag sondern Stoffwechselprodukte ab, die auch das Zahnfleisch angreifen.
Der beste Zeitpunkt für die Mundhygiene ist eine halbe Stunde nach dem Essen. Direkt danach sollte man höchstens den Mund ausspülen, aber die Zähne nicht bürsten, da der Zahnschmelz durch Säuren in der Nahrung noch „aufgeweicht“ sein kann. Beim Putzen der Zähne sollte eine Bürste verwendet und am Zahnfleischsaum nicht zu stark geschrubbt werden, da sich dort sonst das Zahnfleisch zurückbilden kann, bis der Zahnhals freiliegt. Viele Erwachsene leiden unter nicht entzündungsbedingten Zahnfleisch- und Zahnhalsdefekten, die durch früher weit verbreitete falsche Putztechniken entstanden sind.
Die Zahnzwischenräume können nach dem Zähneputzen sehr gut mit Zahnseide gereinigt werden – aber vorsichtig, um das Zahnfleisch nicht zu verletzen. Alternativen zur Zahnseide aus dem Spender sind Zahnseidenhalter (Zahnseidensticks), feine Zahnzwischenraumbürsten oder spezielle Zahnhölzer.
Medizinische Zahncremes und natürliche Mundspülungen (z. B. Kräuterwasser, Salbeitee) pflegen das Zahnfleisch, lassen kleine Entzündungen oder Verletzungen schneller abheilen und erhalten das biologische Gleichgewicht der Mundflora.
Der wichtigste Tipp lautet, bei den ersten Symptomen von Zahnfleischentzündungen oder Zahnfleischrückgang sofort einen Termin in einer Zahnarztpraxis zu vereinbaren. Um zu verhindern, dass das empfindliche Zahnfleisch beim Putzen beschädigt wird, sollte nur eine weiche Zahnbürste verwendet und ohne Druck geputzt werden.
Bei akutem Zahnfleischbluten gibt es eine Vielzahl von Hausmitteln, die teilweise seit Generationen angewendet werden. So wirkt etwa ätherisches Nelkenöl, das in der Apotheke erhältlich ist, als natürliches Schmerzmittel, das bei Bedarf direkt auf eine schmerzende Stelle aufgetragen werden kann. Das Spülen mit einer gesättigten Kochsalzlösung wirkt desinfizierend, auch Teebaumöl wirkt antiseptisch, sollte jedoch nur verdünnt angewendet werden. Kräutertees aus Salbei, grünem Tee oder Kamille haben eine positive Wirkung auf die Mundflora und können dabei unterstützen, das Zahnfleisch gesund zu erhalten.
Wer eine Zahnspange trägt, muss übrigens besonders vorsichtig sein. Denn die Brackets bieten viele Winkel und Nischen, in denen sich Nahrungsreste und bakterielle Zahnbeläge besser anlagern können als auf der glatten Zahnoberfläche. Daher ist eine gründliche und sorgfältige tägliche Mundhygiene besonders wichtig, ebenso wie die regelmäßigen Kontrolluntersuchungen in der Zahnarztpraxis.
Zahnfleischprobleme bei herausnehmbaren Zahnersatz
Mit zunehmendem Alter steigt die Wahrscheinlichkeit für Zahnfleischprobleme und Parodontitis. Gründe hierfür sind oft ein geschwächtes Immunsystem, Veränderungen der Mundschleimhaut oder eine allgemein nachlassende Mundhygiene. Gerade ältere Menschen sollten daher besonders regelmäßig zu Kontrolluntersuchungen beim Zahnarzt gehen und eine intensive Mundhygiene betreiben.
Damit eine herausnehmbare Zahnprothese, wie Klammerprothesen, Teleskopprothesen oder Vollprothesen, dauerhaft gut sitzt und beim Tragen weder drückt noch schmerzt, ist gesundes Zahnfleisch eine Voraussetzung. Nach dem Anfertigen einer neuen Prothese bilden sich vermehrt kleinere Druckstellen, die nach der Gewöhnungszeit jedoch verschwinden sollten. Tun sie das nicht, kann es sein, dass die Prothese noch einmal justiert werden muss. Das sollte rechtzeitig geschehen, damit sich die Zahnfleischbeschwerden nicht verschlimmern.
Zahnprothesen müssen ebenso gewissenhaft gereinigt und gepflegt werden wie echte Zähne, denn auch auf ihnen können sich Bakterien und Zahnbelag festsetzen. Ergänzend zur Prothesenreinigung sollte der Mund nach den Mahlzeiten gut ausgespült und gegebenenfalls mit einem milden Mundwasser gepflegt werden.
Wenn ältere Zahnprothesen nicht mehr richtig sitzen und das Zahnfleisch reizen, kann das an Veränderungen des Zahnfleischs und Kieferknochens liegen. Manchmal hilft eine Unterfütterung der Prothese, damit sie wieder perfekt auf Zahnfleisch, Kieferkamm oder Gaumen aufliegt. Bei den kostenlosen Vorsorgeuntersuchungen prüft die Zahnärztin oder der Zahnarzt auch immer Halt und Funktion der Prothese und gibt Tipps zum richtigen Umgang mit dem Zahnersatz.
Zahnfleischersatz
Bei Zahnfleischersatz (auch Zahnfleischepithesen genannt) handelt es sich um eine Zahnfleischmaske, die aus speziellem Silikon oder Kautschuk hergestellt wird. Das Material ist gesundheitlich vollkommen unbedenklich und bleibt auch nach längerem Gebrauch flexibel und weich, um ein angenehmes Tragegefühl zu gewährleisten. Der Zahnfleischersatz wird nicht fest eingesetzt, sondern kann (und sollte, etwa beim Schlafen) herausgenommen werden. Eine Zahnfleischepithese muss auch bei ordnungsgemäßem Gebrauch nach einer gewissen Zeit (zwischen einem und bis zu drei Jahren) ausgetauscht und erneuert werden, da sich die Materialeigenschaften im Laufe der Zeit verändern.
Der Zahnfleischersatz wird meistens im sichtbaren Frontzahnbereich eingesetzt, kann jedoch auch bis in den Bereich der Backenzähne ausgedehnt werden. Die Herstellung im Labor erfolgt immer individuell für jeden einzelnen Patienten, zu diesem Zweck muss der Zahnarzt zunächst einen Abdruck mit Polyether oder Silikon vom betroffenen Bereich anfertigen und die Farbe des Zahnfleisches mithilfe von standardisierten Farbtafeln exakt bestimmen. Im Labor wird der Zahnfleischersatz dann anhand des Abdrucks hergestellt und auch farblich so abgestimmt, dass die Epithese später vollkommen natürlich wirkt und die empfindlichen Zahnhälse dabei bestmöglich schützt.
Bevor der Zahnfleischersatz für den Patienten angefertigt werden kann, müssen Erkrankungen am Zahnfleisch vollständig behandelt und ausgeheilt werden. Sofern eine Zahnbehandlung erforderlich ist, muss auch diese abgeschlossen sein, bevor damit begonnen werden kann, fehlendes Zahnfleisch zu ersetzen. Starke Raucher sollten zudem bedenken, dass sich durch das Nikotin die Epithese schnell und dauerhaft verfärben kann, wodurch die natürliche Wirkung des Zahnfleischersatzes beeinträchtigt wird.
Daher ist es wichtig, den Zahnfleischersatz regelmäßig zu reinigen und Beläge zu entfernen. Eine Reinigung sollte nach jedem Essen unter fließendem warmem Wasser erfolgen. Eine mechanische Reinigung, etwa mit einer weichen Zahnbürste, kann dabei helfen, hartnäckige Beläge zu lösen, auf Reinigungsmittel (Spülmittel, Gebissreiniger) sollte jedoch auf jeden Fall verzichtet werden.
Karotten, rote Beete, Beerenfrüchte und andere färbende Lebensmittel können zu unerwünschten Verfärbungen auf dem Zahnfleischersatz führen, sie sollten daher besser ohne Epithese verzehrt werden. Auch während des Zähneputzens ist es besser, den Zahnfleischersatz zu entfernen und erst etwa 10-15 Minuten nach dem Putzen einzusetzen – das in der Zahnpasta enthaltene Fluorid kann die Epithese gelblich verfärben.
Unbesorgt können Patienten mit Zahnfleischersatz sein, was die Beiß- und Kaufähigkeit angeht: Die Epithese ist formstabil und reißfest und passt sich den Bewegungen von Kiefer und Gebiss flexibel an. Dazu stellt die Versorgung die natürliche Aussprache wieder her und korrigiert Fehlfunktionen der Zunge (Saugen oder Pressen durch große Zahnzwischenräume). Nicht zuletzt sorgt sie für eine unauffällige rote Ästhetik im Zahnfleischverlauf und damit für ein natürlich wirkendes Lächeln.
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