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  • Zahngesundheit

Zähneputzen von Anfang an – Neue Empfehlungen für Eltern und Kitas

Die DAJ (Deutsche Arbeitsgemeinschaft zur Jugendzahnpflege e. V.) macht sich seit vielen Jahren für die Zahngesundheit und Kariesprophylaxe stark. Ein besonderer Schwerpunkt liegt dabei auf der Prävention frühkindlicher Karies. In diesem Bereich will die Arbeitsgemeinschaft sie ihr Engagement ab 2016 noch weiter verstärken und sich dabei besonders auf die Gruppe der unter Dreijährigen und deren Eltern konzentrieren.

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Seit dem 1. August 2013 haben Kinder bzw. deren Eltern einen Rechtsanspruch auf die Förderung in Tageseinrichtungen. Das betrifft auch die Betreuung bzw. Tagespflege von Kleinkindern ab dem ersten Lebensjahr. In Folge dieser Gesetzesänderung werden die Betreuungskapazitäten für unter Dreijährige ausgebaut, was auch der zahnmedizinischen Gruppenprophylaxe mehr Möglichkeiten bietet, diese wichtige Zielgruppe zu erreichen. Unter dem Motto „Zähneputzen von Anfang an – Eltern und Kitas Hand in Hand“ hat die DAJ erweiterte Empfehlungen zur Gruppenprophylaxe in Kindertagesstätten und zur Zusammenarbeit von Prophylaxeteam, Kita-Team und Eltern herausgegeben. Grundlage der Empfehlungen ist die gesicherte Erkenntnis, dass die Weichen für spätere Mund- und Zahngesundheit schon im Kleinkindalter gestellt werden.

Die Zusammenarbeit der Kitas und der Eltern

Im Milchgebiss ist die Karieslast deutlich höher als bei den bleibenden Zähnen. Schwere Karies im Kleinkind- und Kindesalter ist für die kleinen Patienten nicht nur körperlich, sondern auch seelisch belastend. Damit Kinder von Anfang an mundgesund aufwachsen, sollen die gruppenprophylaktischen Maßnahmen zur Eindämmung frühkindlicher Karies künftig die Eltern und Kita-Teams noch stärker einbeziehen. Denn im Gegensatz zu den Prophylaxeteams, die nur hin und wieder in die Kita kommen, sind Eltern und Betreuer täglich vor Ort. Sie können als engste Bezugspersonen und Vorbilder die Kinder viel besser erreichen und ihr Wissen kindgerecht und praktisch weitergeben.

Karies, vor allem die Häufigkeit der frühkindlichen Karies, folgt dem sogenannten sozialen Gradienten. Das bedeutet, dass Kinder, die in finanziell oder sozial schwierigen Verhältnissen leben, davon deutlich stärker betroffen sind. Statistisch gesehen haben Kinder mit niedrigerem sozioökonomischem Status, Kinder aus sozialen Brennpunkten und Kinder mit Migrationshintergrund ein mehr als doppelt so hohes Kariesrisiko wie der Durchschnitt. Die Gruppenprophylaxe ist ein wesentlicher Beitrag zur (mund-)gesundheitlichen Chancengleichheit – vor allem, wenn Eltern und andere Bezugspersonen künftig noch stärker angesprochen, aufgeklärt, eingebunden und durch praktische Anleitung unterstützt werden können.

Die Neuerungen für 2016

Die bisherigen Umsetzungserfahrungen in Kitas haben gezeigt, dass der kindheits- und sozialpädagogische Ansatz bei der Kariesprävention künftig noch stärker berücksichtigt werden muss, damit die Gruppenprophylaxe auch bei den Kleinsten richtig ankommt und wirkt. Die DAJ hat daher ein wissenschaftliches Gutachten zum Stand der Förderung der Mundgesundheit für Kita-Kinder erstellen lassen und ist zu dem Schluss gekommen, dass die Gruppenprophylaxeteams sich in ihrem Handeln neu orientieren müssen. Denn wenn es um die unter Dreijährigen geht, steht nicht die Arbeit mit den Kindern im Vordergrund der Aktivitäten, sondern die Kommunikation und enge Zusammenarbeit mit den Eltern, Kita-Teams und Betreuungspersonen der Tagespflege. Diese sollen dazu angeleitet werden, ihre Verantwortung und Vorbildfunktion in Sachen Mundgesundheit zu erkennen, sich deren Bedeutung bewusst zu werden und ihren Kindern das richtige Verhalten vorzuleben.

Ziele der neuen Empfehlungen im Überblick

  • Mund- und Zahngesundheit gehören zum Kindeswohl. Die Prävention und Eindämmung frühkindlicher Karies ist somit ein wichtiger Beitrag zum Wohl der Kinder – auch im späteren Leben.
  • Alle Kinder sollen von Anfang an die gleichen Chancen auf ein mundgesundes Aufwachsen und gesunde Zähne haben.
  • Die Eltern von Kleinkindern sollen darin bestärkt werden, ihre Erziehungsaufgaben im Sinne einer gesunden Kindesentwicklung von Beginn an wahrzunehmen.
  • Mitarbeiter der Kita und Tagespflegepersonen sollen stärker dabei unterstützt werden, ihren im Gesetz verankerten Förderungsauftrag umzusetzen und Maßnahmen zur Kariesprävention zu gestalten.
  • Die Erziehungspartnerschaft mit den Eltern bzw. Familien soll gefördert werde, ebenso die bereichsübergreifende Zusammenarbeit der medizinischen, zahnmedizinischen und pädagogischen Fachkräften und Multiplikatoren. Den Rahmen hierzu stellen die Regelungen zur Gruppenprophylaxe nach § 21 SGB V dar.

Elternaufgaben und elterliche Verantwortung für gesunde Kinderzähne

Eltern sollen ab dem ersten Milchzahn ihre Kindern morgens und abends die Zähne putzen. Bis zum zweiten Geburtstag ist dabei die Verwendung einer fluoridhaltigen Kinderzahnpasta einmal pro Tag empfehlenswert. Kinder über zwei Jahre können nach und nach an die selbstständige Zahnpflege gewöhnt werden, doch die Eltern müssen weiterhin beim Zähneputzen helfen, bis das Kind ca. acht Jahre alt ist. Denn richtiges Zähneputzen erfordert viel Geschick, Koordination und Konzentration, und bei kleineren Kindern sind die entsprechenden Fertigkeiten, zum Beispiel Feinmotorik, Zeitgefühl, Geduld und Selbstdisziplin, in der Regel noch nicht weit genug entwickelt.

Die Eltern müssen mundgesundheitliches Verhalten und Zahnpflege selbst ernst nehmen und konsequent vorleben. Wichtiger als die perfekte Zahnputztechnik ist für Kleinkinder das Ritual, also die Regelmäßigkeit und die vertrauten Abläufe der gemeinsamen Aktivität. Und natürlich macht das Zähneputzen am meisten Spaß, wenn Eltern und Kinder es spielerisch und gelassen angehen. Zuschauen, Ausprobieren und Nachmachen gehen über lange Erklärungen oder Verbesserungen. Lob und Erfolgserlebnisse sind wichtig – damit lassen sich, wenn die Eltern geduldig dabeibleiben, auch Kinder motivieren, denen das Zähneputzen generell weniger Freude macht.

Wenn der erste Milchzahn durchgebrochen ist, steht auch der erste Besuch beim Zahnarzt auf dem Programm. Ab dann sollten Eltern und Kinder gemeinsam zur kostenlosen, halbjährlichen Kontrolluntersuchung gehen. Auch im neuen Kinderuntersuchungsheft gibt es nun Verweise vom Kinderarzt bzw. Allgemeinmediziner zum Zahnarzt – damit die Untersuchung schon für die Kleinsten zur stress- und schmerzfreien Routine wird.

Wichtig ist auch eine zahngesunde Ernährung. Das Essen sollte ausgewogen und abwechslungsreich sein und zum kräftigen Kauen anregen. Um Kinder auch an gesunde Zwischenmahlzeiten zu gewöhnen, ist es sinnvoller, Obst, Gemüse oder andere zahnfreundliche Snacks kindgerecht und ansprechend anzubieten. Süßigkeiten streng zu verbieten ist keine gute Idee, da verbotene Früchte bekanntermaßen besonders attraktiv sind. Stattdessen sollten Eltern auch hier mit gutem Beispiel vorangehen und kariogene Leckereien wie Schokolade, süßes Gebäck, Desserts und Knabbereien maßvoll verzehren – idealerweise als letzten Nachtisch vor dem Zähneputzen.

Nuckelflaschenkaries ist ein ernstes Problem

Dauernuckeln und kariogene Getränke in Nuckelflaschen sind nach wie vor die Hauptursachen der frühkindlichen Karies. Die Nuckelflaschenkaries führt zu besonders schweren Schäden an den Frontzähnen, die dadurch regelrecht verfaulen können, bevor sie vollständig durchgebrochen sind. Weil die Schäden deutlich sichtbar sind und oft die Sprachentwicklung beeinträchtigen, sind sie für das Kind seelisch belastend und häufig stigmatisierend.

Eltern sollten ihren Kindern daher nie die Flasche zum Dauernuckeln überlassen und auf gesüßte Getränke ganz verzichten. Zum Durstlöschen sind Wasser und ungesüßte Kräutertees die gesündesten und zahnfreundlichsten Alternativen.

Ab dem 6. Bis 9. Lebensmonat können Kinder lernen, aus einem Becher zu trinken. Die Eltern sollten ihnen zudem die frühzeitige Entwöhnung von Schnuller, Daumenlutschen oder anderen „Nuckelgewohnheiten“ erleichtern, um Zahnfehlstellungen, Sprech- und Schluckproblemen vorzubeugen. Mit entsprechenden Spielen oder Übergangsobjekten (z. B. Schmusedecke, Kuscheltier), die das Kind auch mit in die Kita nehmen kann, fällt der Verzicht auf den Nuckel weniger schwer.


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