Wie verhält sich festsitzender Zahnersatz bei Bruxismus?
Festsitzender Zahnersatz wird vom Zahnarzt an einem vorhandenen Zahn befestigt, mit dem Ziel, die auftretenden Kaukräfte mitzutragen. Das geht jedoch nicht unbegrenzt: Als Faustregel gilt, dass jeder Zahn den zusätzlichen Kaudruck eines weiteren Zahnes aufnehmen kann. Muss also eine Lücke von zwei nebeneinanderliegenden Zähnen geschlossen werden, sollte der festsitzende Zahnersatz an beiden Pfeilerzähnen befestigt werden, um eine möglichst hohe Stabilität zu erreichen. Bei beschädigten, aber noch mit ihrer Wurzel im Kiefer sitzenden Zähnen kann der Zahnersatz direkt auf dem Zahnstumpf dauerhaft befestigt werden. Festsitzender Zahnersatz bietet gegenüber einer herausnehmbaren Versorgung den Vorteil, dass er die natürliche Kau- und Sprechfunktion nahezu vollständig wiederherstellen kann und vom Patienten daher in der Regel als angenehmer empfunden wird.
Wer allerdings wie etwa jeder fünfte Deutsche unter Bruxismus leidet, also unter unbewusstem, oft nächtlichem Zähneknirschen oder Zähnepressen, belastet damit gesunde Zähne und festsitzenden Zahnersatz deutlich über ein normales Maß hinaus. Das hat zur Konsequenz, dass das nicht nur die Kiefergelenke und die Kiefermuskulatur überlastet werden, sondern auch fest im Mund verankerter Zahnersatz durch das Knirschen Belastungen ausgesetzt ist, die seine Haltbarkeit und Stabilität beeinträchtigen können. Dies muss bei der Wahl des Zahnersatzes berücksichtigt werden – etwa durch eine begleitende Schienentherapie.
Welche Formen von festsitzendem Zahnersatz gibt es?
Eine Lücke zwischen zwei oder mehr Zähnen lässt sich mit einer Brücke schließen, die aus Metall, Keramik oder einer Kombination dieser Materialien im Zahnlabor gefertigt wird. Die Brücke wird auf den beiden Pfeilerzähnen einzementiert.
Eine andere Möglichkeit, fehlende Zähne zu ersetzen, sind Implantate. Dafür wird eine künstliche Zahnwurzel in den Kieferknochen eingesetzt, die nach einer Einheilungsphase von mehreren Monaten voll belastet werden kann. Auf dem Implantat wird dann ein Verbindungselement befestigt, das sogenannte Abutment, auf dem als sichtbarer Zahnersatz eine Brücke oder Krone angebracht werden kann.
Kronen oder Teilkronen stellen keinen Zahnersatz im engeren Sinne dar, sondern sind vielmehr Maßnahmen zur Zahnerhaltung. Dennoch sind sie in Bezug auf Bruxismus mit festsitzendem Zahnersatz vergleichbar, da auch zahn- oder implantatgetragene Kronen dem erhöhten Kaudruck ausgesetzt sind.
Bruxismus und festsitzender Zahnersatz – was ist zu beachten?
Grundsätzlich schließt Bruxismus eine festsitzende Versorgung mit Zahnersatz nicht vollständig aus. Problematisch ist jedoch, dass durch das unwillkürliche Zähneknirschen sowohl die Kaumuskulatur als auch die Zahnoberflächen überlastet werden. Beim Zähneknirschen wirken enorme Kräfte mit einem Druck von bis zu 400 Kilogramm pro Quadratzentimeter auf Zähne, Zahnwurzeln und die Muskulatur des Unterkiefers. Diesem Druck kann weder der natürliche Zahnschmelz noch Zahnersatz aus keramischem Zirkonoxid lange standhalten. Die Folgen sind Risse, Abplatzungen und Frakturen. Kommt dann noch eine unzureichende Mund- und Zahnhygiene hinzu, können sich erheblich schlimmere Konsequenzen einstellen, etwa Parodontitis oder Entzündungen im Bereich der Zahnwurzel.
Wenn Sie morgens regelmäßig unter einer verspannten oder verhärteten Kiefermuskulatur leiden oder mit starken Nacken- oder Kopfschmerzen aufwachen, sollten Sie das mit Ihrem behandelnden Zahnarzt besprechen und bei der Auswahl des Materials für Ihren Zahnersatz berücksichtigen. Versorgungen aus einem weniger harten Material wie beispielsweise Gold sind dann häufig besser geeignet als keramischer Zahnersatz, da sie zumindest einen Teil der Kräfte ausgleichen können und die gegenüberliegende Zahnreihe damit weniger belasten.
Alternativ kann Ihnen Ihr Zahnarzt auch eine Aufbissschiene aus Kunststoff anfertigen lassen. Die verhindert zwar nicht das Knirschen an sich, schützt aber die Zähne. Um anderweitige Ursachen für Schmerzen an Zähnen, Mundschleimhaut und Kiefer auszuschließen, wird er zunächst eine klinische Funktionsanalyse durchführen. Dabei wird ermittelt, ob eine Fehlstellung des Unterkiefers oder andere Fehlfunktionen im Kiefer vorliegen oder als Ursache ausgeschlossen werden können. Die Okklusion (der Kontakt der Zähne von Ober- und Unterkiefer) wird ebenfalls untersucht und analysiert, um gegebenenfalls mit einer Okklusionsschiene gegensteuern zu können. Diese Schiene schützt nicht nur die Zahnoberflächen vor direktem Kontakt miteinander, sondern sorgt für eine entspannte Kieferposition während der Nacht und stabilisiert den Unterkiefer.
Was hilft gegen Bruxismus?
Aufbiss- oder Okklusionsschienen verringern den Kaudruck und können dazu beitragen, den Kiefer zu entlasten, so dass die morgendlichen Symptome gemildert werden. Allerdings können sie nicht die eigentlichen Ursachen beseitigen oder therapieren, daher empfiehlt beispielsweise die Deutsche Gesellschaft für Zahn-Mund-Kieferheilkunde eine kombinierte Therapie aus individueller Schiene und physiotherapeutischer Behandlung. Bewährt hat sich beispielsweise die progressive Muskelentspannung, auch Yoga oder andere Entspannungstechniken können helfen.
Ihr Zahnarzt kann Ihnen in bestimmten Fällen eine Physiotherapie verordnen. Sie zahlen dann nur einen Eigenanteil von rund 20 Euro für sechs Sitzungen, den Rest der Kosten übernimmt die Krankenkasse. Die Kosten für Aufbiss- oder Okklusionsschiene übernehmen die gesetzlichen Krankenversicherungen, allerdings müssen Sie die Zusatzkosten für die erforderliche funktionsdiagnostische Untersuchung selber tragen.
In schweren Fällen von Bruxismus kann auch eine Psychotherapie sinnvoll sein, um den eigenen Stresslevel zu senken. Das ist insbesondere dann angezeigt, wenn belastende Ereignisse aus der Vergangenheit für die dauerhafte innere Unruhe und Anspannung verantwortlich sind. In minder schweren Fällen kann es bereits helfen, wenn Sie Entspannungstechniken einüben und sich auch tagsüber bei der Arbeit oder im Privatleben immer wieder bewusst entspannen und zur Ruhe kommen. Sobald Sie bemerken, dass Sie die Zähne aufeinanderpressen oder knirschen, sollten Sie reagieren und beispielsweise bewusst tief durchatmen oder sich kurz auf etwas Angenehmes konzentrieren, um sich zu entspannen.
Auch die Reduktion von Koffein kann dazu beitragen, sich zu entspannen. Verzichten Sie daher auf übermäßigen Konsum von Kaffee, Tee, koffeinhaltigen Limonaden oder Energydrinks, um Ihre Nerven zu schonen und Ihre Zähne zu schützen. Trinken Sie vor dem Einschlafen lieber eine Tasse ungesüßten Entspannungstee oder ein Glas warme Milch und versuchen Sie, die Sorgen und Nöte des Tages nicht mit in den Schlaf zu nehmen. Sportliche Aktivität oder ein Spaziergang an der frischen Luft können ebenfalls dabei helfen, zur Ruhe zu kommen und akuten wie chronischen Stress vor dem Zubettgehen so weit als möglich abzubauen.
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