Herzkrankheiten und Zahnverlust beim Zahnersatz – Wie hängen sie zusammen?
Herzkrankheiten und Zahnverlust mögen auf den ersten Blick wenig gemein haben, doch zahlreiche Studien belegen eine enge Wechselwirkung zwischen der Mundgesundheit und dem Herz-Kreislauf-System. Gerade beim Thema Zahnersatz ist es entscheidend, diese Verknüpfung zu verstehen: Wer einen oder mehrere Zähne verliert – meist infolge von Parodontitis, Karies oder Unfällen – trägt nicht nur funktionelle und ästhetische Folgen, sondern erhöht zugleich sein Risiko für Herzinfarkte, Schlaganfälle und weitere Herzleiden. Im Folgenden beleuchten wir die Ursachen, Mechanismen und Präventionsmöglichkeiten im Zusammenspiel von Zahnverlust, Parodontitis und Herzgesundheit.

Inhaltsverzeichnis
- Wie kranke Zähne Menschen krank machen
- Die Rolle von Parodontitis bei Zahnverlust und Herzkrankheiten
- Parodontitis und Herzgesundheit – Aktuelle Forschungsergebnisse
- Psychische und soziale Folgen von Zahnverlust
- Zahnersatz als Brücke zur Herz- und Mundgesundheit
- Prävention von Zahnverlust und Herzkrankheiten
Wie kranke Zähne Menschen krank machen
Zähne, Organe und der Stütz- und Halteapparat (Knochen, Muskeln, Bindegewebe und Gelenke) beeinflussen einander. Das geschieht durch das mechanisch-physikalische und biochemische Zusammenspiel des gesamten Körpers. Betrachtet man den Menschen mit seinem Außen- und Innenleben als funktionelle Einheit, ist es ganz natürlich, dass unerkannte oder unbehandelte Krankheitsgeschehen im Mund- und Kieferbereich die Funktion des gesamten Organismus beeinträchtigen können. Zu den häufigsten Störfaktoren im Mund gehören Entzündungen, tote Zähne, Bissstörungen, Narben und Fremdmaterialien, die das Immunsystem und den Stoffwechsel belasten.
Karies und Parodontitis, von denen sehr viele Menschen betroffen sind, entstehen durch Bakterien. Chronische Entzündungen am Zahnfleisch, an der Zahnwurzel oder im Kieferknochen fordern immer wieder die Immunabwehr und schwächen sie dadurch. Die Folge können häufige Infektionen sein, z. B. Erkältungen oder Magen-Darm-Probleme, aber auch Allergien und Hautkrankheiten, Schlaf- und Konzentrationsstörungen, Erschöpfungszustände und allgemeiner Leistungsabbau.
Zahnwurzelentzündungen und Wurzelkanalbehandlungen führen in der Regel zum Absterben des Zahnnervs. Und nicht immer verschwindet die Entzündung nach der Behandlung vollständig. Sogenannte Zahnherde entstehen durch Bakterien, die sich bereits rund um die Wurzelspitze im Kieferknochen festgesetzt haben. Wenn auch das Kappen der Wurzelspitze (Wurzelspitzenresektion) das Entzündungsgeschehen nicht vollständig beseitigt, ist es für den Patienten langfristig gesünder, den Zahn entfernen und die Lücke mit biokompatiblem, also körperverträglichem Zahnersatz schließen zu lassen.
Vor allem ältere Zahnfüllungen und älterer Zahnersatz enthalten vielfach Fremdmaterialien, die den Organismus belasten können. Bekannt sind etwa Amalgamfüllungen, die Quecksilber enthalten. Zudem reagieren manche Menschen empfindlich auf Metalle, die bei der Zahnersatzherstellung in Form verschiedener Edel- und Nichtedelmetalllegierungen zum Einsatz kommen. Bei Metallunverträglichkeiten sollte metallfreier Zahnersatz verwendet werden, beispielsweise Kronen und Brücken aus Vollkeramik. Auch Fluoride sind mittlerweile nicht nur in der ganzheitlichen Zahnmedizin umstritten. Fluoridhaltige Zahnpasten, Gels, Spülungen oder Nahrungsergänzungen sollten daher weder leichtfertig empfohlen noch verwendet werden.
Viele akute Beschwerden und chronische Erkrankungen können ihre Ursache in den Zähnen haben oder – umgekehrt – Zahn- und Zahnfleischerkrankungen begünstigen. Allgemein anerkannt ist heute beispielsweise der Zusammenhang zwischen Parodontitis und Herz-Kreislauf-Beschwerden: Bleibt die chronische Zahnbettentzündung unbehandelt, steigt das Risiko für Herzrhythmusstörungen, Bluthochdruck, Herzinfarkt und Schlaganfall.
Die Rolle von Parodontitis bei Zahnverlust und Herzkrankheiten
Parodontitis ist eine chronische Zahnfleisch- und Zahnhalteapparatentzündung, ausgelöst durch Bakterien in Zahnbelägen. Unbehandelt führt sie zum Rückgang des Zahnfleisches, Abbau des Kieferknochens und schließlich zum Verlust der Zähne. Bereits im Gingivitis-Stadium kann die Entzündung über kleinste Gefäßöffnungen in die Blutbahn dringen.
Menschen mit schwerer Parodontitis haben nachweislich ein um bis zu 25 % höheres Risiko für Herzinfarkte, Schlaganfälle und andere Gefäßerkrankungen. Zwei Mechanismen spielen dabei eine zentrale Rolle: Zum einen transportieren systemische Entzündungsmediatoren (C-reaktives Protein, Interleukine) aus dem Mundraum in die Gefäße, wo sie die Entstehung von Arteriosklerose fördern. Zum anderen können lebende Zahnfleischbakterien in die Blutbahn gelangen, an Gefäßwände andocken und dort direkt Plaquebildung anregen oder Herzklappen infizieren.
Bakterienwanderung und systemische Entzündungen
Das Eindringen oraler Erreger in den Kreislauf ist nicht nur eine Frage der Menge, sondern auch ihrer Aggressivität und der individuellen Immunlage. Bestimmte Parodontitis-Erreger wie Porphyromonas gingivalis weisen virulenzsteigernde Enzyme auf, die Gefäßwände durchlässig machen und Immunzellen in arterielle Wände locken. Dort beschleunigen sie Plaquebildung und erhöhen die Neigung zu Gefäßverschluss. Gleichzeitig drosseln sie Reparaturmechanismen in den Endothelzellen, was die hormonelle und hämostatische Balance im Gefäßsystem stört.
Zahnpflege und Herzgesundheit – Warum Prävention zählt
Eine konsequente Mundhygiene ist der Schlüssel, um Zahnfleischentzündungen und Zahnverlust zu verhindern – und damit auch das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu senken. Empfohlen werden:
- Gründliches Zähneputzen mindestens zweimal täglich (zwei Minuten pro Putzvorgang)
- Tägliche Reinigung der Zahnzwischenräume mit Zahnseide oder Interdentalbürsten
- Regelmäßige professionelle Zahnreinigungen (alle sechs Monate)
Zusätzlich sollten Risikofaktoren wie Rauchen, ungesunde Ernährung und Stress reduziert werden. Eine ausgewogene, entzündungshemmende Kost mit viel Gemüse, Vollkorn und Omega-3-Fettsäuren unterstützt die Mundgesundheit und stärkt das Herz.
Spezielle Zahnpflege bei bestehendem Zahnersatz
Patienten mit Implantaten, Brücken oder Prothesen benötigen eine noch sorgfältigere Pflege: Oberflächen im Mund, an denen Zahnersatz anliegt, sind besonders anfällig für Plaqueansammlungen. Spezielle Reinigungsbürsten für Implantate und Prothesenzubehör, antimikrobielle Mundspülungen und regelmäßige Kontrollen beim Zahnarzt helfen, Entzündungen um künstliche Zähne zu vermeiden. Ein schlecht gepflegter Zahnersatz kann nämlich genauso systemische Entzündungen auslösen wie natürliche Zähne.
Risiken von Zahnersatz-Operationen bei Herzpatienten
Herzpatienten, insbesondere solche mit künstlichen Herzklappen oder Patienten auf Blutverdünnern, müssen vor chirurgischen Eingriffen im Mund besondere Vorsicht walten lassen. Entzündungen nach Implantationen oder Zahnextraktionen können das Herz durch bakterielle Endokarditis gefährden. Daher ist eine enge Abstimmung zwischen Kardiologe und Zahnarzt unerlässlich:
- Vorbeugende Antibiotikagabe nach Leitlinien
- Anpassung der Blutgerinnung (Bridging)
- Atraumatische Operationsverfahren
Nur so lassen sich Komplikationen wie Nachblutungen oder Infektionen minimieren.
Parodontitis und Herzgesundheit – Aktuelle Forschungsergebnisse
Weltweit beschäftigen sich Forscher, zum Teil bereits seit langen Jahren, mit den Folgen von mangelhafter Mundpflege. Ob in Schweden, Deutschland, Schottland oder Asien, besonders bei Langzeituntersuchungen stoßen die Forscher immer wieder auf einen statistischen Zusammenhang: Schlechte Zähne erhöhen offensichtlich das Risiko von Herz-Kreislauferkrankungen.
Das legt auch eine schwedische Mundgesundheitsstudie, die im Jahr 2011 veröffentlicht wurde, nahe: Die Forscher haben rund 8.000 Patienten zunächst gründlich zahnmedizinisch untersucht und dann über einen Zeitraum von 13 Jahren begleitet. Mehr als 1.000 Patienten erlitten in dieser Zeit einen Herzinfarkt, eine Herzschwäche oder einen Schlaganfall. Eine genauere Analyse der Daten ergab dabei unter anderem einen statistisch belegbaren Zusammenhang von krankem Zahnfleisch und der Wahrscheinlichkeit für Herzprobleme. Das Viertel der Patienten mit dem am stärksten angegriffenen Zahnfleisch hatte ein um etwa 70 Prozent höheres Risiko für diese Krankheiten als das Viertel mit dem gesündesten Zahnfleisch.
Zwar lässt sich damit kein ursächlicher Zusammenhang beweisen, dennoch liefern die schwedischen Forscher mit ihrer Studie ähnliche Ergebnisse wie vergleichbare Studien in anderen Ländern und untermauern damit die Vermutung, dass kranke Zähne und besonders ein krankes Zahnfleisch sich zu einer Gefahr für das Herz entwickeln können.
Unklar ist jedoch immer noch, warum eine unzureichende Mundgesundheit sich auch auf das Herz auswirken kann. Die Forscher haben hierfür zwei mögliche Erklärungen. So werden wie bei jeder chronischen Entzündung Botenstoffe ausgeschüttet, die durch den Körper wandern und dabei Gelenke sowie Gefäße angreifen können. Dieser Zusammenhang von chronischen Entzündungen und Herz-Kreislauferkrankungen ist wissenschaftlich gut belegt. So ist etwa bekannt, dass Rheumapatienten ein erhöhtes Risiko für einen Herzinfarkt aufweisen.
Die zweite Theorie bezieht sich direkt auf schädliche Mundbakterien, die sich auf dem erkrankten Zahnfleisch vermehren. Sie können durch kleine Verletzungen und Wunden in den Blutkreislauf eindringen und sich so im Körper verteilen. Die Wissenschaftler halten es dabei durchaus für wahrscheinlich, dass sie sich auch im Herzen ablagern und dort etwa eine Entzündung der Kranzgefäße oder Herzklappen auslösen. Diese Theorie wird auch dadurch untermauert, dass bei Ablagerungen an Herzgefäßen bereits Zahnbakterien gefunden wurden.
Psychische und soziale Folgen von Zahnverlust
Zahnverluste betreffen nicht nur die Kaufunktion und Ästhetik, sondern hinterlassen oft tiefgreifende psychische Spuren. Viele Betroffene erleben ein vermindertes Selbstwertgefühl und verstärkte Schamgefühle, wenn sie beim Lachen oder Sprechen sichtbare Zahnlücken wahrnehmen. Diese Scham führt häufig zu sozialer Zurückhaltung: Einladungen zum gemeinsamen Essen oder öffentliche Auftritte werden gemieden, und Gespräche werden auf ein Minimum beschränkt. Bei einigen entwickeln sich Essstörungen oder einseitige Essgewohnheiten, um Kauprobleme zu umgehen – was zu Mangelernährung und Gewichtsverlust führen kann. Die psychische Belastung steigert das Stressniveau, das nachweislich entzündliche Prozesse im Körper, insbesondere im Zahnfleisch, verstärkt. Chronischer Stress wirkt sich negativ auf das Immunsystem aus und kann so Parodontitis und kardiovaskuläre Erkrankungen weiter verschärfen. Überdies kann Zahnverlust Sprech- und Artikulationsprobleme verursachen, die wiederum Blockaden in der Kommunikation auslösen und das Selbstbewusstsein zusätzlich untergraben. Ganzheitliche Betreuungsmodelle adressieren daher nicht nur die prothetische Versorgung, sondern integrieren psychologische und ernährungstherapeutische Unterstützung. Psychologische Begleitung, wie kognitive Verhaltenstherapie oder Gruppensitzungen, hilft Betroffenen, den Umgang mit Scham und Ängsten zu erlernen. Ernährungsberatung stellt sicher, dass trotz eingeschränkter Kaumöglichkeiten eine ausgewogene, nährstoffreiche Kost eingehalten wird. Zudem fördern Selbsthilfegruppen und Peer-Support den Austausch von Erfahrungen, reduzieren das Gefühl der Isolation und stärken die Lebensqualität nachhaltig.
Zahnersatz als Brücke zur Herz- und Mundgesundheit
Moderner Zahnersatz übernimmt weit mehr als nur eine kosmetische Funktion. Erstens stellt er durch Implantate, Brücken oder Prothesen eine gleichmäßige Kaufläche her, die das Kauen wieder optimal verteilt und so ungleichmäßige Druckspitzen im Kieferknochen verhindert. Diese gleichmäßige Belastung fördert den natürlichen Knochenstoffwechsel und beugt Kieferatrophie vor, wodurch stabile Verhältnisse im Zahn-Kiefer-System erhalten bleiben. Gleichzeitig reduziert eine korrekt sitzende Versorgung Entzündungsherde, denn geschlossene Zahnbögen minimieren Zahnfleischtaschen und verhindern die Ansammlung parodontal pathogener Bakterien im Zahnzwischenraum.
Zweitens wirkt sich ästhetisch anspruchsvoll gestalteter Zahnersatz nachhaltig auf das psychische Wohlbefinden aus. Veneers, Teilprothesen oder vollkeramische Kronen werden farblich und anatomisch exakt an vorhandene Zähne angepasst, sodass Patienten ihr Lächeln selbstbewusst zeigen können. Ein positives Selbstbild mindert Stress- und Angstsymptome, die sonst durch Schamgefühle über Zahnlücken oder auffällige Versorgung entstehen. Dieser psychische Entlastungseffekt kann indirekt das kardiovaskuläre Risiko senken, da Stress nachweislich entzündliche Marker im Blut (z. B. CRP, IL-6) steigen lässt.
Drittens bildet die Verwendung biokompatibler Materialien wie Titan-Implantaten oder Vollkeramik die Grundlage für eine entzündungsarme Mundumgebung. Anders als Amalgam oder Metalllegierungen lösen diese Werkstoffe keine allergischen Reaktionen aus und bieten keinerlei Ansatzflächen für Biofilm-Ansiedlungen. Dadurch wird das Herdpotenzial im Körper minimiert, das sonst durch Fremdmaterialien im Kieferknochen oder Zahnfleisch entstehen kann. Insgesamt führt ein sorgfältig geplanter und gewissenhaft gepflegter Zahnersatz nicht nur zu einer funktionellen und ästhetischen Verbesserung, sondern beseitigt gezielt Entzündungsquellen, optimiert die Kieferfunktion und trägt so indirekt zur Senkung des kardiovaskulären Risikos bei.
Prävention von Zahnverlust und Herzkrankheiten
Die effektivste Strategie gegen Zahnverlust und Herz-Kreislauf-Erkrankungen ist eine konsequente Prävention auf mehreren Ebenen.
Interdisziplinäre Betreuung
Eine enge Zusammenarbeit zwischen Zahnärzten, Kardiologen und Internisten gewährleistet, dass bei Parodontitis oder Zahnverlust nicht nur lokal, sondern systemisch behandelt wird. Herzpatienten profitieren von parodontalen Screenings und kardiovaskulären Check-ups, um Entzündungsmarker im Blut zu überwachen und frühzeitig therapeutisch zu intervenieren.
Früherkennung und Therapie
Bereits bei ersten Anzeichen von Zahnfleischbluten, Zahnlockerungen oder empfindlichen Zahnhälsen sollte eine parodontale Diagnostik erfolgen. Moderne Verfahren wie Sondierungstiefenmessung und mikrobiologische Tests identifizieren gefährliche Parodontitis-Erreger, sodass rechtzeitig Scaling, Wurzelglättung und antibakterielle Therapie eingeleitet werden können.
Lebensstil-Anpassung
Raucherentwöhnung ist entscheidend, da Tabakkonsum die Munddurchblutung beeinträchtigt und Entzündungen fördert. Eine entzündungshemmende Ernährung mit viel Omega-3-Fettsäuren, Antioxidantien (z. B. Polyphenole in Beeren) und einem niedrigen glykämischen Index reduziert systemische Entzündungsprozesse. Regelmäßige körperliche Aktivität und Stressmanagement (z. B. Achtsamkeitstraining) senken nachweislich kardiovaskuläre Risikofaktoren.
Regelmäßige Kontrollen
Halbjährliche Zahnarztbesuche mit professioneller Zahnreinigung entfernen Beläge in den Zahnzwischenräumen, die sich mit Zahnbürste und Zahnseide schwer erreichen lassen. Ergänzend dazu sind jährliche kardiologische Untersuchungen sinnvoll, um Blutdruck, Blutfette und Entzündungsmarker (CRP) zu kontrollieren und bei Bedarf medikamentös zu regulieren.
Mund- und Herzgesundheit sind untrennbar verknüpft: Wer konsequent auf seine Zahnhygiene achtet und frühe Therapie bei Parodontitis sucht, schützt nicht nur das Gebiss vor Zahnverlust, sondern wirkt auch systemischen Entzündungsprozessen entgegen und senkt sein Risiko für Herzinfarkte, Schlaganfälle und andere kardiovaskuläre Erkrankungen
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