Was ist eine Zahnfleischtasche?
Der menschliche Körper besitzt mit der Haut eine fast vollständige Schutzschicht. Die Haut schirmt die meisten Umwelteinflüsse ab und sorgt unter anderem dafür, dass Bakterien oder andere Fremdkörper nicht in den Blutkreislauf eindringen können. Allerdings gibt es Ausnahmen, die diese Schutzschicht durchbrechen, zu Beispiel die Nägel und die Zähne. Damit das darunterliegende Gewebe trotzdem geschützt bleibt, hat die Natur im Lauf der Evolution verschiedene Schutzmechanismen entwickelt. So ist das Gewebe am Zahn besonders dicht und mit dem umliegenden Gewebe sehr stark verbunden. Auf diese Art bildet es eine für Bakterien nahezu undurchdringliche Barriere, die zudem aufgrund ihrer Struktur besonders schwer zu besiedeln ist.
Zahnfleischbluten und Entzündungen als erste Warnsignale
Zwischen Zahnhals und Zahnfleisch ist jedoch eine Furche vorhanden, die bei einem gesunden Menschen etwa einen halben Millimeter tief ist. Durch das dichte Gewebe um die Zahnfleischfurche, das wie ein Verschluss wirkt, sind dort nur wenige Bakterien zu finden. Bei einer Gingivitis (Zahnfleischentzündung) oder einer Parodontitis (Zahnbettentzündung) verändert sich jedoch das Gewebe. Es wird durchlässiger und verliert nach und nach seine Haftung an der Zahnoberfläche. Hierdurch können sich Bakterien leichter auf der Oberfläche ansiedeln und vermehren. Das führt zu einer Entzündungsreaktion des Immunsystems, die von den Betroffenen oft als schmerzendes oder blutendes Zahnfleisch wahrgenommen wird.
Wenn die Entzündung fortschreitet, verändert sich in der Folge zunehmend das Zahnfleisch. Es löst sich mehr und mehr von der Zahnoberfläche ab und bildet dann eine Zahnfleischtasche aus. Das ist deswegen besonders kritisch, weil sich in einer solchen Zahnfleischtasche Bakterien sehr gut ansiedeln können. Sie mit der Zahnbürste oder Zahnseide von dort wieder zu entfernen, ist dagegen kaum noch möglich. Daher empfehlen Zahnärzte, bereits bei den ersten Anzeichen für eine Gingivitis das Zahnfleisch untersuchen zu lassen. Denn je tiefer die Taschen, desto stärker sind auch die Auswirkungen auf das umliegende Knochengewebe, das zunehmend geschädigt und abgebaut wird.
Wie der Zahnarzt Zahnfleischtaschen diagnostiziert
Der Zahnarzt nutzt für die Untersuchung eine spezielle Sonde, mit der er die die Taschentiefe genau ermitteln kann. Um zu ermitteln, wie stark das Gewebe bereits geschädigt ist, sollte an mindestens sechs Stellen pro Zahn gemessen werden. Dabei drückt der Zahnarzt die Sonde vorsichtig in die Zahnfleischfurche hinein. Bemerkt er dabei austretendes Blut oder Eiter, ist das ein Zeichen für eine entzündliche Veränderung, die behandelt werden muss. Raucher allerdings sollten sich nicht in trügerischer Sicherheit wiegen, wenn bei der Zahnfleischuntersuchung keine Blutungen auftreten. Denn Nikotin verengt die feinen Blutgefäße im Zahnfleisch, so dass es schlechter durchblutet wird. Darum überprüft der Zahnarzt nicht nur die Zahnfleischtaschen, sondern auch den Zahnfleischrand auf Anzeichen einer Entzündung.
Liegen Anzeichen für entzündliche Prozesse in den Zahnfleischtaschen vor, müssen danach Röntgenaufnahmen der betroffenen Areale gemacht werden, um die Situation besser einschätzen und bewerten zu können. Erst danach kann der Zahnarzt sicher sagen, wie weit z. B. der Knochenschwund bereits fortgeschritten ist, und entscheiden, welche Therapie sinnvoll bzw. erforderlich ist. Auch können bei Bedarf Gewebeproben im Labor mikrobiologisch untersucht werden, z. B. um ein geeignetes Antibiotikum zu ermitteln.
Schnelle und gründliche Behandlung schützt Zähne und Kieferknochen
Wenn die Diagnose abgeschlossen ist, geht es an die Behandlung. Zu Beginn steht dabei immer eine initiale Parodontitistherapie, bei der die Zahnfleischtaschen zunächst mechanisch gereinigt und ggf. mit einem Antibiotikum behandelt werden. Der Zahnarzt verwendet dafür einen sogenannten Scaler, mit dem die bakterielle Plaque vorsichtig abgekratzt wird. Diese Behandlung wird unter örtlicher Betäubung durchgeführt. Sie ist zwar schmerzfrei, aber für viele Patienten dennoch unangenehm. Die Zahnfleischtasche wird danach gespült und ggf. mit einer antibiotischen Salbe versorgt.
Frühestens nach sechs Wochen kann dann in einer Nachuntersuchung festgestellt werden, ob sich die Situation stabilisiert und verbessert hat oder ob evtl. weitere Maßnahmen erforderlich sind. Bei schweren Verläufen kann etwa das chronisch entzündete Zahnfleisch von einem Kieferchirurgen operativ entfernt und neues Gewebe angesiedelt werden.
Kann man sich vor Zahnfleischtaschen schützen?
Die beste und wirkungsvollste Vorbeugung ist die tägliche gründliche Mund- und Zahnpflege. Mit einer Zahnbürste kann der zähe Biofilm auf den Zähnen und am Zahnfleischsaum mechanisch entfernt werden, vorausgesetzt, die Zahnbürste wird ohne Druck und immer vom Zahn zum Zahnfleisch geführt. Harte Borsten oder ein zu starker Anpressdruck können das Zahnfleisch verletzen und auf Dauer schädigen. Auch sollte die Zahnbürste regelmäßig, spätestens alle drei Monate, ausgetauscht werden, damit nicht die Borsten selbst zu einem Nährboden für schädliche Bakterien werden, die bei jedem Zähneputzen erneut in den Mund gelangen und das Risiko für eine Entzündung erhöhen.
Um die Zahnzwischenräume zu reinigen, sollte regelmäßig zu Zahnseide oder Interdentalbürstchen gegriffen werden. Damit lassen sich auch die Stellen erreichen, die für die Zahnbürste zu eng sind. Wichtig ist, dass beim Reinigen der Zahnzwischenräume das Zahnfleisch nicht verletzt wird.
Zudem empfehlen Experten, mindestens einmal im Jahr eine professionelle Zahnreinigung beim Zahnarzt durchführen zu lassen. Hierbei werden die Zähne gründlich mechanisch gereinigt und Beläge entfernt, wodurch das Risiko für eine Parodontitis deutlich gesenkt wird – einigen Studien zufolge um bis zu 50 Prozent. Die professionelle Zahnreinigung sollte am besten mit einer Kontrolluntersuchung verbunden werden, damit alle Veränderungen am Zahnfleisch frühzeitig erkannt werden.
Sind bereits tiefere Zahnfleischtaschen vorhanden, lohnt es sich dennoch, die notwendige Behandlung konsequent durchzuhalten. Zwar heilen die Taschen ab einer bestimmten Taschentiefe nicht mehr vollständig aus, doch kann die Parodontitisbehandlung verhindern, dass die Erkrankung weiter fortschreitet. Unbehandelt würde sich außer dem Zahnfleisch auch der Kieferknochen zunehmend abbauen, wodurch der darin verwurzelte Zahn immer mehr an Halt verliert. In der Folge können so selbst gesunde Zähne ausfallen, weil sie keinen Halt mehr im Knochen finden.
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