Gestresste Zähne: Immer häufiger werden Aufbissschienen von Zahnärzten verschrieben
Stress kann die Zähne schädigen und sich negativ auf die Zahngesundheit auswirken. Immer mehr Menschen kompensieren Überlastungen oder auch Unterforderung im Beruf oder Privatleben durch nächtliches Zähneknirschen (Bruxismus). Viele pressen auch tagsüber unbewusst die Kiefer zusammen oder mahlen mit den Zähnen. So beißen sie sich im wahrsten Sinne des Wortes durch den Tag und arbeiten den Stress an ihrem Gebiss ab.
Da sich Konflikte dadurch nicht lösen lassen, kommt der Kopf häufig auch nachts nicht richtig zur Ruhe. Und weil beim stressbedingten Knirschen enorme Kräfte auf den Zahnschmelz der Kauflächen, die Zahnhartsubstanz und die darunterliegenden Strukturen wirken, führt Bruxismus zu einer vorzeitigen Abnutzung der Zähne und erhöht das Risiko für weitere Zahn-, Zahnfleisch- und Kieferprobleme. Die Folgen sind messbar: Im Jahr 2016 haben Zahnärzte in Deutschland rund 1,6 Millionen Patienten eine Aufbissschiene verschrieben. Laut Angaben der Barmer Krankenkasse waren das 15,6 Prozent mehr als im Jahr 2012.
Viele Betroffene wissen gar nicht, dass oder wie oft sie im Schlaf mit den Zähnen knirschen. Daher werden die Symptome oft zu spät erkannt, wenn der Stress die Zähne schon stark geschädigt hat. Der Zahnarzt kann jedoch meist auf den ersten Blick am Zustand der Kauflächen erkennen, ob sein Patient mit den Zähnen knirscht bzw. an behandlungsbedüftigem Bruxismus leidet. Es lohnt sich also, regelmäßig zur zahnärztlichen Vorsorge zu gehen und die kostenlosen Früherkennungsuntersuchungen in Anspruch zu nehmen. Der Zahnarzt kann dann eine Aufbissschiene verschreiben und die Betroffenen dabei unterstützen, den eigentlichen Stressursachen auf den Grund zu gehen und so das Zähneknirschen möglichst wieder loszuwerden.
Leider gehen nicht alle Versicherten zu den empfohlenen Vorsorgeuntersuchungen: Rund 28 Prozent lassen ihr Gebiss nicht regelmäßig untersuchen und engagieren sich auch sonst zu wenig für ihre persönliche Mundhygiene und Zahngesundheit. Gerade stressgeplagte Menschen haben oft das Gefühl, für Zahnarzttermine keine Zeit zu haben, und suchen die Praxis erst auf, wenn sie schlimme Zahnschmerzen haben. Dabei lassen sich Zahnerkrankungen wie Karies oder Parodontitis, die Hauptursachen für vorzeitigen Zahnverlust, am besten behandeln und heilen, wenn sie frühzeitig erkannt werden. Dasselbe gilt für Bruxismus, der ohne Behandlung ebenfalls zur Zerstörung und zum Verlust von Zähnen führen kann. Und wenn Zahnersatz benötigt wird, erhalten Patienten mit lückenlos geführtem Bonusheft einen höheren Zuschuss von ihrer Krankenkasse.
Wie wirkt eine Aufbissschiene?
Aufbissschienen werden auch Knirscherschienen, Zahnschienen, Beißschienen oder Nachtschienen genannt. Sie werden vor allem nachts getragen und schützen die Kauflächen und den Zahnschmelz vor den schädlichen Folgen des Knirschens. Die Schienen, die nach einer Abdrucknahme in der Zahnarztpraxis individuell im Labor gefertigt werden, bringen rasche Linderung bei verschiedenen Beschwerden, die durch Zähnepressen oder Bruxismus entstehen, z. B. Muskelverspannungen und Kiefergelenkbeschwerden (CMD).
Eine Aufbissschiene vom Zahnarzt wird immer entsprechend den individuellen Bedürfnissen des Patienten, seinen Symptomen und den therapeutischen Zielen angefertigt. Das unterscheidet sie von Zahnschienen „von der Stange“, wie sie z. B. über das Internet erhältlich sind. Von solchen vorgefertigten Knirscherschienen ist grundsätzlich abzuraten, denn sie sind zwar schnell zu beschaffen und im Preis recht günstig, doch dafür passen sie oft nicht richtig, verursachen Beschwerden beim Tragen und bringen nicht die erwünschte Linderung, sondern nur noch mehr Stress.
Es gibt viele verschiedene Typen von Zahnschienen, und nur der Arzt kann richtig entscheiden und begründen, welche Art sich für welchen Patienten am besten eignet. Grundsätzlich wird unterschieden zwischen weichen und harten Aufbissschienen. Die weichen sind aus einem gummiartigen, transparenten Material, das beim Tragen deutlich weniger auffällt und kaum stört. Die harten sind vom Tragekomfort eher mit Zahnspangen zu vergleichen, obwohl auch sie nicht fest eingesetzt werden und eine Vorbereitung der Zähne (z.B. Beschleifen) nicht notwendig ist.
Der Tragekomfort ist natürlich ein wichtiges Kriterium, doch je nach Befund sind weiche Aufbissschienen gar nicht sinnvoll. Vor allem bei Patienten mit CMD ist die harte Schiene der weichen überlegen, da sie nicht nur den Zahnschmelz schützt, sondern den Kiefer in einer korrekten Position hält und so den Biss korrigiert. So können verschiedene CMD-Symptome, z. B. Kopfschmerzen, Muskelverspannungen, Gelenkschmerzen und Tinnitus, durch das regelmäßige Tragen der Schienen nachhaltig gelindert und abgebaut werden. Allerdings werden mit Aufbissschienen immer lediglich die Symptome von Stress und Bruxismus bekämpft. Wer in Zukunft lieber gar nicht mehr knirschen will, kommt um ein besseres Stressmanagement in der Regel nicht herum.
Stressursachen erkennen und aktiv gegensteuern
Damit der Stress nicht mehr die Zähne belastet, muss er anders abgebaut werden, etwa durch gezielte Entspannungsübungen. Entsprechenden Kurse (z. B. Yoga, Autogenes Training oder Progressive Muskelentspannung nach Jacobson) gehören mittlerweile zum Angebot der meisten Krankenkassen; auch Online-Kurse werden angeboten. Physiotherapeuten, Ergotherapeuten, Masseure und viele Logopäden bieten zudem spezielle Kiefergelenkbehandlungen an, die vom Zahnarzt, Hausarzt oder Facharzt (z. B. Orthopäde) verschrieben oder privat gebucht und bezahlt werden können. Dabei lernen die Patienten auch Übungen für den Alltag, etwa zum aktiven Entspannen der Kiefer, für eine bessere, ergonomische (Arbeits-)Haltung und zur Muskellockerung im gesamten Kopf-Nacken-Schulter-Bereich.
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