Starkes Übergewicht schadet der Gesundheit – und auch den Zähnen
Die meisten Deutschen sind zu dick und tragen das eine oder andere Kilogramm zu viel mit sich herum. Maßgeblich ist dabei nicht alleine das Körpergewicht, sondern das Verhältnis des Körpergewichts zur Körpergröße, ausgedrückt über den so genannten Body Mass Index, kurz BMI. Er wird mit der Formel „Körpermasse / Körpergröße x Körpergröße“ berechnet, wobei die Körpermasse in Kilogramm und die Körpergröße in Metern angegeben wird. Bei Erwachsenen gilt ein BMI von 18,5-24,9 als Normalgewicht, ein BMI zwischen 25 und 30 als Übergewicht und höhere BMI als Adipositas oder Fettbleibigkeit.

Adipositas ist gefährlich – nicht nur für die Zähne
Das hat nicht nur Konsequenzen für das Selbstwertgefühl, sondern auch für die körperliche Gesundheit. Es gibt zahlreiche wissenschaftliche Studien, die sich mit den Folgen von Übergewicht und Adipositas auf die Gesundheit beschäftigen und die zu ähnlichen Ergebnissen gelangen. So leiden Menschen mit Übergewicht unter Kurzatmigkeit (beispielsweise beim Treppensteigen), Schlafapnoe (Atemstillstände im Schlaf, die länger als zehn Sekunden andauern) sowie Gelenk- und Rückenbeschwerden.
Neben den akuten Auswirkungen schadet Übergewicht jedoch auch mittel- und langfristig der Gesundheit, da es das Risiko für Begleit- und Folgeerkrankungen erhöht. So haben adipöse Menschen ein deutlich erhöhtes Risiko im Vergleich zu Normalgewichtigen, an Diabetes mellitus Typ 2 (der so genannten „Altersdiabetes“) zu erkranken. Auch können vermehrt Gallenblasen- und Herz-Kreislauferkrankungen auftreten, oft in Folge eines dauerhaft erhöhten Blutdrucks. Sogar bestimmte Krebsarten werden mit Übergewicht in Verbindung gebracht, etwa Gebärmutter-, Brust- und Gebärmutterhalskrebs bei Frauen und Prostatakrebs bei Männern.
Und auch die Gesundheit von Zähnen und Zahnfleisch kann durch Übergewicht und Adipositas beeinträchtigt oder gefährdet werden, wie Studien belegen. Besonders kritisch scheint sich Fettleibigkeit demnach bei Kindern und Jugendlichen auszuwirken, die durch ihr zu hohes Gewicht nicht nur in der gesunden Entwicklung gestört werden, sondern auch ein erhöhtes Risiko für Parodontitis entwickeln. So zeigt eine 2003 veröffentlichte US-Studie einen signifikanten Zusammenhang zwischen Adipositas bei jungen Menschen und dem Auftreten von parodontalen Erkrankungen auf: Die Häufigkeit von Erkrankungen des Zahnfleisches und Zahnhalteapparates lag rund 76 Prozent höher bei jungen adipösen Menschen als bei Normalgewichtigen der gleichen Altersklasse.
Übergewicht ist auch ein gesellschaftliches Thema
Die Folgen von Übergewicht und Fettleibigkeit sind nicht nur für die Betroffenen selber problematisch, auch gesamtgesellschaftlich haben sie erhebliche Auswirkungen, etwa auf die Krankheitskosten. Unterschieden wird dabei zwischen direkten Krankheitskosten, das sind alle mit den Krankenkassen abgerechneten Leistungen, und den indirekten Krankheitskosten, die sich aus den Kosten für Arbeits- und Produktivitätsausfälle, für vorzeitige Arbeits- oder Erwerbsunfähigkeit und das vorzeitige Ableben zusammensetzen.
So betrugen die die direkten Kosten im Jahr 2015 23,39 Milliarden Euro, die indirekten Kosten lagen mit 33,65 Milliarden Euro noch deutlich höher. Nicht einberechnet sind hierbei die individuellen Kosten, die Betroffene etwa bei Zahn- oder Zahnfleischproblemen aus eigenen Mitteln für eine Behandlung aufbringen müssen.
Übrigens ist Übergewicht inzwischen ein globales Thema, denn in den letzten vier Jahrzehnten hat der Anteil von stark Übergewichtigen dramatisch zugenommen: Galten 1975 etwa 105 Millionen Menschen weltweit als adipös, waren es 2014 641 Millionen. Damit gibt es weltweit erstmals mehr über- als untergewichtige Menschen, mit steigender Tendenz, wie Forscher im Fachmagazin „The Lancet“ ermittelten.
Neuer IKG-Ratgeber beschäftigt sich mit den Auswirkungen von Übergewicht auf die Mundgesundheit
Die Initiative Kiefergesundheit (IKG) hat gemeinsam mit dem Berufsverband der Deutschen Kieferorthopäden (BDK) eine neue Infobroschüre veröffentlicht, die den bisher wenig erforschten Zusammenhang von Adipositas und Erkrankungen im Mundraum näher beleuchtet. Der Ratgeber mit dem Titel „Starkes Übergewicht und andere Ernährungsstörungen – Einfluss auf die Mundgesundheit“, kurz: „Adipositas-Ratgeber“ richtet sich sprachlich nicht nur an Mediziner und Zahnärzte, sondern will ebenso Betroffene und deren Eltern erreichen und für das Thema sensibilisieren. Die aktuelle Veröffentlichung will Verständnis, Wissen und gegenseitiges Vertrauen fördern und zum Dialog auf Augenhöhe einladen.
Ein inhaltlicher Schwerpunkt liegt dabei auf den zahnmedizinischen Zusammenhängen, die für die Prävention und Behandlung von Übergewicht zu berücksichtigen sind. So wird etwa aufgezeigt, dass aufgrund des schnelleren Wachstums von adipösen Kindern eine frühzeitigere kieferorthopädische Intervention – etwa durch eine Zahnspange zur Korrektur von Zahnfehlstellungen – erforderlich ist, um den gewünschten Therapieerfolg zu erzielen.
Übergewicht belastet oft auch die Eltern
Dabei sollen nicht nur die Betroffenen selber mit dem Ratgeber erreicht werden, sondern ebenso deren Eltern. Denn nach den Erfahrungen der Autoren fühlen sich Eltern häufig angegriffen, wenn sie auf das erhebliche Übergewicht ihres Kindes angesprochen werden. Hier sollen sachliche Hinweise auf mögliche und wahrscheinliche Schädigungen und Folgeerkrankungen helfen, das Thema zu entemotionalisieren und auf eine sachliche und zielführende Ebene zu bringen
Der Ratgeber soll eine kommunikative Brücke bauen und einen sachlichen Dialog ermöglichen. Denn oftmals ist bei allen Beteiligten unvollständiges oder veraltetes Wissen vorhanden, bei den Eltern ebenso wie bei dem Praxisteam des Zahnarztes. Dieses führt zur Ausprägung von Vorurteilen, die wiederum zu Misserfolgen in der Therapie führen können und so eine gefährliche Abwärtsspirale auslösen können
Daher richtet sich die aktuelle Publikation der IKG sowohl an Betroffene und deren Eltern wie auch an die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen in Zahnarztpraxen. Diese sollten durch die vorgestellten aktuellen Forschungsergebnisse in die Lage versetzt werden, eine sachliche Kommunikation mit den Eltern und Patienten zu führen. Das ist umso wichtiger, da gerade Kinder und Jugendliche unter Adipositas nicht nur körperlich, sondern auch psychisch leiden. Verständnis und Einfühlungsvermögen sind für sie besonders wichtig, ebenso wie fundiertes Wissen und sachliche Informationen.
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