Sinuslift: Knochenaufbau für Implantate im Oberkiefer
Ein Sinuslift ist eine spezielle Operationsmethode, bei der der knöcherne Boden der Kieferhöhle (lat. sinus maxillaris) durch die Einbringung von geeignetem Knochenersatz verdickt wird. Ohne diese Operationsmethode könnten viele der notwendigen implantologischen Eingriffe im Oberkiefer nicht zuverlässig durchgeführt werden. Denn in vielen Fällen reicht die Dicke der Knochenschicht in der Kieferhöhle nicht aus, um das zylindrische Implantat vollumfänglich aufzunehmen. Durch einen Sinuslift kann jedoch eine ausreichende Knochenhöhe erreicht werden, so dass das Implantat in ausreichend Substanz fest einheilen kann.

Verschiedene Verfahren für den Sinuslift
Grundsätzlich lässt sich ein Sinuslift mit drei unterschiedlichen Verfahren realisieren:
Externer Sinuslift
Beim externen oder direkten Sinuslift erfolgt der Zugriff im lateralen (seitlichen) Bereich. Diese Methode wird angewendet, wenn die Knochensubstanz bereits soweit reduziert ist, dass ein interner Sinuslift nicht mehr in Frage kommt. Das ist regelmäßig dann der Fall, wenn fehlende Zähne nicht direkt nach dem Entfernen ersetzt worden sind, sondern mehrere Jahre lang an dieser Stelle eine Lücke war. Dann fehlt nicht nur den Gegenzähnen der wichtige Kaudruck, wodurch sie langfristig geschädigt werden können, sondern auch die Knochensubstanz baut mangels Belastung langsam und kontinuierlich ab.
Beim externen Sinuslift muss unter Umständen zunächst abgewartet werden, wie sich der Knochenaufbau entwickelt. Erst wenn wieder eine ausreichende Stabilität in der Kieferhöhle erreicht ist, kann das eigentliche Implantat eingesetzt werden. Hierdurch verlängert sich die Einheilungszeit, außerdem muss sich der Patient in einem solchen Fall mehrmals in kieferchirurgische Behandlung begeben.
Interner Sinuslift
Bei einem internen oder indirekten Sinuslift wird der Kieferknochen bis knapp unter den knöchernen Boden aufgebohrt und die Kieferhöhlenschleimhaut durch die entstandene Bohrung vorsichtig vom Knochen getrennt. In den so entstandenen Hohlraum wird dann das Eigenknochenmaterial eingefüllt, das beim Öffnen des Kiefers anfällt, oft vermischt mit Knochenersatzmaterial. Zugang und Kieferknochenaufbau erfolgen über die Implantatbohrung. In die neue, verdickte Knochenschicht wird dann das Implantat eingesetzt, um dort einzuheilen. Es dauert mehrere Monate, bis der Knochenaufbau abgeschlossen und der Sinuslift ausreichend stabilisiert ist, um mit Zahnersatz versorgt zu werden.
Ballonverfahren
Das Ballonverfahren stellt eine Variante des internen Sinusliftes dar, bei dem der Zugang zur Kieferhöhle durch das Bohrloch für das Implantat erfolgt. Durch diese Bohrung wird ein kleiner Ballon eingeführt und langsam aufgeblasen. Hierdurch dehnt sich der Ballon aus und hebt die Kieferhöhlenschleimhaut vom Knochen ab. Danach wird der Ballon wieder entfernt, und der entstandene Hohlraum kann mit Knochenmaterial gefüllt werden.
Der Behandlungsverlauf: erst Knochenaufbau, dann Implantat

Damit das Implantat sicheren Halt im Kieferknochen des Oberkiefers findet, muss zunächst ein Sinuslift durchgeführt werden, um den zu niedrigen Knochen zu erhöhen. In den entstandenen Hohlraum wird dann Knochenmaterial eingefüllt, bevor das eigentliche Implantat in den Knochen eingesetzt wird und einheilen kann. Sinuslift und Knochenaufbau können entweder vorab in einer separaten Sitzung oder im Rahmen der Implantation erfolgen.
Die ersten Wochen nach einer Sinuslift-Operation sind besonders wichtig
Schmerzen sind nach einem solchen Eingriff nicht ungewöhnlich. Darum sollten Patienten sich nicht scheuen, nach der Operation ein wirkungsvolles Schmerzmittel zu nehmen. Mindestens für einen Zeitraum von zwei Wochen muss jeder Druck auf die Kieferhöhle unbedingt vermieden werden. Aus diesem Grund ist beim Schnäuzen, Niesen oder Anheben schwerer Lasten besondere Vorsicht geboten. Auch auf Tauchausflüge oder Flugreisen sollte man während dieser Zeit komplett verzichten.
Raucher sollten wissen, dass das Nervengift Nikotin die Wundheilung negativ beeinflusst und damit die Einheilungsphase verlängern oder sogar gefährden kann. Eine Sinuslift-Operation ist also eine willkommene Gelegenheit, das Rauchen endgültig aufzugeben oder zumindest für die Dauer von einigen Wochen so stark wie möglich einzuschränken.
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Welche Knochenmaterialien können verwendet werden?
Grundsätzlich können neben Eigenknochenmaterial, das etwas beim Öffnen des Kiefers und bei der Präparierung des Knochens für das Implantat anfällt, auch andere Ersatzmaterialien verwendet werden:
MaterialartHerkunftautogeneigenes Knochenmaterial vom Patientenallogenaufbereitetes Knochenmaterial von einem anderen Menschenxenogenaufbereitetes Knochenmaterial von einem anderen Säugetier (z. B. Rind)alloplastischsynthetisches Knochenmaterial, z. B. Hydroxylapatit Operation und Implantation
Der Sinuslift stellt heute eine Routineoperation dar, die jedoch wie jede chirurgische Operation mit Komplikationen verbunden sein kann. So kann es beim Öffnen der Kieferhöhle zu Problemen kommen, ebenso wenn die Kieferhöhlenmembran verletzt wird. Zudem muss die Operation unter sterilen Bedingungen durchgeführt werden, um die Kontamination mit Keimen und eine daraus folgende Entzündung der Kieferhöhle zu vermeiden.
Bei einem internen Sinuslift verschafft sich der Operateur Zugang zum Kiefer über den Bohrkanal für den zu setzenden Implantatkörper. Der Bohrkanal wird hierbei nicht auf die komplette Länge des Implantates gebracht, um Verletzungen des Gewebes zu vermeiden. Sobald der Operateur die Membran am Kieferhöhlenboden erreicht, wird der Knochen dort mit einem speziellen Instrument oder einem Ballon manuell erweitert und kann dann, wiederum über das Bohrloch, um einige Millimeter angehoben werden. Anschließend wird in den Hohlraum das Knochenersatzmaterial eingebracht und zum Verschließen des Bohrloches das Implantat eingesetzt.
Für die vollständige Einheilung eines Implantates mit einem internen Sinuslift braucht der Patient durchaus etwas Geduld – im Durchschnitt bis zu acht Monate. Erst danach kann das Implantat mit einer Suprakonstruktion (Krone, Brücke, Prothese) bestückt und voll belastet werden.
Bei einem externen Sinuslift erfolgt der Zugang von der Seite, daher wird hier zunächst unter örtlicher Betäubung das Zahnfleisch geöffnet und zurückgeklappt, um den Knochen freizulegen. Der Operateur verschafft sich dann durch ein kleines Loch im seitlichen Oberkieferknochen Zugang zur Membran in der Kieferhöhle und löst diese vorsichtig vom Kieferhöhlenboden ab. Danach kann das Knochenersatzmaterial als Unterfütterung eingebracht werden und einheilen.
Bei einem externen Sinuslift ist eine Einheilungszeit von kürzerer Dauer erforderlich. Bei einem geringen Knochenabbau im Kiefer kann das Implantat direkt nach dem Sinuslift eingesetzt werden. In schwereren Fällen muss der Körper zunächst neues Knochenmaterial bilden, bevor das Implantat nach etwa drei Monaten eingesetzt werden kann.
Sinuslift – Erfahrungen
Der Sinuslift ist eine bewährte und seit Jahrzehnten angewendete Operationsmethode, die auch bei Langzeitstudien über 20 oder mehr Jahre hinweg eine sehr hohe Erfolgsquote aufweist. Die eigentliche Operation ist für den Patienten komplett schmerzfrei; allerdings sind insbesondere in den ersten Tagen nach dem Sinuslift Schwellungen und Schmerzen im Kiefer möglich. Auch die Kau- und Sprechfunktion kann für einige Tage eingeschränkt sein, diese Symptome klingen jedoch meist innerhalb einer Woche ab.
Um die Einheilung nicht zu gefährden, wird der Zahnarzt oder Implantologe dem Patienten in den ersten Tagen nach der Operation Ruhe verordnen. Auch sollte der Patient vom Arzt verschriebene oder mitgegebene Tabletten (Schmerzmittel, Antibiotikum) gemäß den ärztlichen Vorgaben einnehmen und auch die Termine für Folgeuntersuchungen wahrnahmen.
Mit welchen Kosten muss gerechnet werden?
Die Kosten für einen Sinuslift hängen vor allem davon ab, welche Operationsmethode angewendet werden kann und wie viel Knochensubstanz aufgebaut werden muss. Das zahnärztliche Honorar beläuft sich bei einem internen Sinuslift im Durchschnitt auf zwischen 200 und 300 Euro. Dazu kommen Kosten für Material, so dass sich die Gesamtkosten in der Regel bei 300 bis 500 Euro bewegen. Für einen aufwendigeren externen Sinuslift müssen Patienten noch tiefer in die Tasche greifen: Hier sind Gesamtkosten von 600 bis über 1.000 Euro möglich.
Wer gesetzlich krankenversichert ist, muss die Kosten für den Sinuslift (wie auch für das Implantat) selbst finanzieren. Wer eine private Zahnzusatzversicherung abgeschlossen hat, kann von dieser je nach Tarif bis zu 100 Prozent der Behandlung- und Materialkosten erstattet bekommen.