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  • Zahngesundheit

Sauer macht lustig – greift jedoch die Zähne an

Ob Softdrinks, Smoothies oder frische Früchte: Allen gemeinsam ist, dass sie nicht nur lecker sind, sondern auch den Zähnen schaden können. Und das nicht alleine aufgrund von Zucker, sondern auch wegen der darin enthaltenen Säuren. Denn sie lösen beim Verzehr Mineralstoffe aus der Zahnoberfläche und zerstören so nach und nach die schützende Zahnhartsubstanz. Säuren sind für eine weitere, bisher wenig beachtete Erkrankung im Mund verantwortlich, die Zahnerosion.

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Erosion und Zahnschmelzschäden

Menschliche Zähne bestehen aus drei übereinanderliegenden Schichten:

  1. der äußere Zahnschmelz (Enamelum)
  2. das darunter liegende Zahnbein (Dentin)
  3. das innere Zahnmark (Pulpa)

Der Zahnschmelz ist etwa 2,5 mm dick und besteht zu 96 Prozent aus einem kristallinen Materialmix aus Kalzium, Phosphat und Hydroxygruppen. Das sogenannte Hydroxylapatit ist die härteste Substanz im menschlichen Körper und findet sich auch in den Knochen. Allerdings reagiert Zahnschmelz sehr empfindlich auf Säuren, durch die Kalzium- und Phosphat-Ionen aus dem Hydroxylapatit herausgelöst werden. Das weicht den Zahnschmelz zunächst auf und löst ihn im Laufe der Zeit vollständig auf. Die Auflösung von Zahnhartsubstanz ohne Einwirkung von Bakterien wird als Erosion bezeichnet, die leider – wie eine Schädigung durch säurebildende Kariesbakterien im Mund – nicht rückgängig gemacht werden kann. Zahnschmelz, der durch Erosion zerstört wurde, kann nicht wieder hergestellt werden.      

Zahnärzte weisen schon lange darauf hin, dass Erosion durch säurehaltige Lebensmittel eine erhebliche Gefährdung für die Zahngesundheit darstellen. Denn die Säure wirkt – anders als der ebenfalls zahnschädliche Zucker – direkt auf die Zahnoberfläche ein und schädigt sie sofort. Zucker muss zunächst von im Mund lebenden Bakterien aufgenommen und verstoffwechselt werden, wodurch Säuren entstehen, die den Zahn schädigen.

Solange die Erosion nur den Zahnschmelz betrifft, verläuft sie in der Regel schmerzfrei. Sobald jedoch die schützende Hülle des Zahns Lücken aufweist und das empfindliche Zahnbein freiliegt, reagiert der Zahn zunehmend empfindlicher auf intensive Reize wie heiße oder kalte, süße oder saure Nahrung und Getränke sowie auf Berührungen wie beim Zähneputzen. Zudem ist der fortschreitende Verlust von Zahnschmelz auch ein ästhetisches Problem, da das darunterliegende Dentin gelblich gefärbt ist und die Zähne bei fortgeschrittener Erosion daher nicht mehr weiß, sondern gelblich schimmern.

Nicht nur Säuren greifen den Zahnschmelz an, auch Abrasion, also der Verlust von Zahnhartsubstanz durch mechanische Einwirkungen (Zähneknirschen, harte Zahnbürste, zu kräftiges Schrubben beim Putzen), schädigt ihn. Abrasion und Erosion verstärken einander gegenseitig: Durch die chemische Reaktion der Säure auf die Zahnhartsubstanz wird diese aufgeweicht, vergleichbar mit dem Entkalken eines Wasserkochers etwa mit hochkonzentrierter Zitronen- oder Essigsäure. Der aufgeweichte Zahnschmelz ist gleichzeitig empfindlicher gegenüber mechanischen Einwirkungen und wird schneller abgerieben. Und der so auch mechanisch angegriffene Zahnschmelz reagiert wiederum empfindlicher auf Säure und wird von dieser schneller weiter erodiert.

Die Erosion hängt ab vom pH-Wert und der Einwirkzeit

In unserer Nahrung kommen Säuren relativ häufig vor, in Form von Fruchtsäuren, Vitamin C (Ascorbinsäure), Essig oder Milchsäure, etwa im Joghurt. Auch in vielen Softdrinks und anderen Lebensmitteln sind Säuren enthalten, um den Geschmack zu verbessern oder die Produkte haltbar zu machen.

Grundsätzlich kann jede Säure die Zähne schädigen, selbst in schwacher Konzentration. Allerdings hängt das Ausmaß der Erosion vor allem von zwei Faktoren ab: Wie stark ist die Säure und wie lange wirkt sie auf die Zahnoberfläche ein?

Die Stärke einer Säure wird mit dem sogenannten pH-Wert ausgedrückt, der zwischen 0 (stark sauer) und 14 (stark basisch) liegen kann. Je geringer der pH-Wert, desto aggressiver wirkt die Säure. So hat die menschliche Magensäure einen pH-Wert von 1,0, während der Speichel einen neutralen pH-Wert von 6,5-7,4 aufweist. Um festzustellen, ob ein Lebensmittel die Zähne erodieren kann, reicht es daher, es zu probieren: Je saurer es schmeckt, desto stärker kann es die Zähne schädigen.

Warum Obst nicht nur gesund ist

Es gibt viele Obstsorten, die einen erfrischenden sauren Geschmack besitzen, etwa Zitrusfrüchte, Ananas, Maracuja oder Äpfel. Diese sind zweifelsohne gesund und enthalten viele wichtige Nähr- und Vitalstoffe, doch eben auch viel Säure. Auch Smoothies, Fruchtsaft und Fruchtmus sind besonders sauer und können den Zahnschmelz sogar schneller schädigen als Softdrinks wie Cola oder Limonade. Dazu kommt, dass fruchteigener oder zugesetzter Zucker den sauren Geschmack überdeckt, so dass gefährliche Lebensmittel nicht immer am Geschmack zu erkennen sind.

Um die Auswirkungen der Säuren auf den Zahnschmelz zu begrenzen, kann nach dem Genuss von sauren Lebensmitteln oder Getränken der Mund mit Wasser gespült und der natürliche Speichelfluss angeregt werden. Beides sorgt dafür, dass die schädigenden Säuren verdünnt und so unschädlich gemacht werden, denn bei einem pH-Wert von über 5,7 sind die Zahnoberflächen vor Erosion geschützt.

Zuckerfreie Kaugummis eignen sich besonders gut, wenn keine Möglichkeit besteht, die Zähne nach dem Essen zu putzen. Wer allerdings gerade erst etwa einen frischen Smoothie mit Südfrüchten und Äpfeln genossen hat, sollte nicht direkt danach die Zähne putzen, sondern erst den Mund mit Wasser ausspülen und etwa eine halbe Stunde abwarten. Dann hat sich der pH-Wert im Mund wieder neutralisiert und die mechanische Reinigung mit der Zahnbürste kann den Zahnschmelz nicht zusätzlich schädigen.

Was kann der Zahnarzt gegen Erosion unternehmen?

Leider ist die Erosion von Zahnschmelz nicht umkehrbar, daher kann der Zahnarzt diese nur verlangsamen oder aufhalten. Wenn er bei einer Untersuchung Erosionen feststellt, wird er daher zunächst die Ursachen untersuchen und ermitteln, ob nur die Ernährungsgewohnheiten dafür verantwortlich sind oder möglicherweise andere Erkrankungen eine Rolle spielen.

Sind die Ursachen ermittelt, kann der Zahnarzt gemeinsam mit dem Patienten ein Konzept entwickeln, wie weitere Zahnschäden vermieden werden können. Dazu gehört auch die Beratung über die richtige Mundhygiene, über Putztechniken und die Verwendung von Mundpflegeartikeln wie Zahnseide oder Interdentalbürsten. Auch die richtige Zahnpasta kann dabei helfen, die Zähne zu remineralisieren und so aufgeweichten Zahnschmelz wieder zu härten. Dabei haben sich Zahnpasten und Mundspülungen mit Zinnfluorid als besonders wirkungsvoll erwiesen, da sich Zinnfluorid nicht nur in den Zahnschmelz einlagert und so einen Schutzfilm bildet, sondern gleichzeitig auch antibakteriell und entzündungshemmend wirkt.

Bei stark angegriffenen Zahnoberflächen kann der Zahnarzt diese mit einem speziellen Fluoridlack versiegeln und so zumindest einige Zeit vor weiterer Erosion schützen. Diese Versieglung kann und muss regelmäßig erneuert werden, da sich die Schutzschicht mit der Zeit auflöst. Bei besonders schweren Schäden bleibt nur noch, die Zähne mit Kronen oder Teilkronen zu versorgen, die den Zahnschmelz ersetzen.

Tipps zum Schutz vor Zahnerosion

  • Vertrauen Sie Ihrem Geschmack: Was sauer schmeckt, wird mit hoher Wahrscheinlichkeit auch die Zähne angreifen.
  • Lesen Sie Zutatenlisten von Lebensmitteln: Apfel-, Wein-, Zitronen- oder Phosphorsäure sind besonders häufig in Süßigkeiten enthalten, auch wenn diese aufgrund großer Mengen Zucker süß und nicht sauer schmecken.
  • Reduzieren Sie Softdrinks und Fruchtsäfte: Verdünnen Sie Säfte besser mit Wasser und spülen Sie nach dem Trinken den Mund mit einem Schluck Wasser.
  • Regen Sie den Speichelfluss an: Kauen Sie einen zuckerfreien Kaugummi, wenn Sie keine Möglichkeit haben, den Mund zu spülen.

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