Prothesen und Pilzinfektionen
Pilzinfektionen – besonders für Prothesenträger ein Problem
Die gesunde Mundflora bietet einen idealen Lebensraum für eine Vielzahl von Mikroorganismen. Die meisten davon sind für die Gesundheit unbedenklich oder sogar zwingend erforderlich, um etwa Nahrung bereits beim Kauen aufzuspalten und so die Verdauung der enthaltenen Nährstoffe zu ermöglichen.Zu den häufig anzutreffenden Bewohnern von Zahnfleisch, Zunge und Mundschleimhäuten zählt unter anderem der Hefepilz Candida albicans, der für einen gesunden Menschen mit einem intakten Immunsystem kein Problem darstellt. Wenn jedoch die Immunabwehr etwa aufgrund von Krankheit, Medikamentenkonsum oder Unterernährung geschwächt ist, kann sich der Pilz unkontrolliert ausbreiten und vermehren. Die Konsequenz ist eine Pilzerkrankung mit dem Namen „Mucocutane Candidiasis“, die auch unter den Begriffen „Soor“ und „Mundsoor“ bekannt ist.
Pilzinfektionen – besonders für Prothesenträger ein Problem
Wenn der Pilz im Mund überhand nimmt
Erkennbar ist eine solche Pilzinfektion an einem weißlichen Belag an der Mundschleimhaut, in schweren Fällen kommt es auch zu brennenden und schmerzenden Wucherungen. Allerdings verläuft eine solche Infektion oft sehr lange schmerzlos. Es ist also erforderlich, die Mundschleimhaut regelmäßig selbst zu untersuchen und den Zahnarzt bei den Vorsorgeterminen auf eventuelle Beschwerden hinzuweisen. So können Veränderungen möglichst frühzeitig erkannt und behandelt werden.
Träger von herausnehmbarem Zahnersatz wie einer Prothese sind besonders gefährdet, denn der Pilz kann sich unter der Prothese besonders gut entwickeln und ausbreiten. Hier herrscht ein feuchtes, warmes Milieu vor, das ideal für Pilze ist. Auch die Mundwinkel können gefährdet sein, besonders bei Menschen mit besonders tief hängenden Mundwinkeln. Das betrifft vor allem ältere Patienten und Menschen, die bereits seit längerem eine Prothese tragen. Denn im Laufe der Jahre kann der Kunststoff, aus dem die künstlichen Zähne geformt sind, durch die auftretenden Kaukräfte verschleißen und sich abnutzen. Das hat zur Folge, dass die Bisshöhe mit der Zeit abnimmt. Die Haut um die Mundwinkel legt sich dann in Falten, in denen ebenfalls ein feuchtes, warmes Klima vorherrscht, so dass der Hefepilz ideale Lebensbedingungen vorfindet und sich gut ausbreiten kann.
Wer bei sich oder einem Angehörigen weiße Beläge im Mundraum und speziell unter der Prothese erkennt, sollte sofort den Zahnarzt des Vertrauens aufsuchen und eine entsprechende Behandlung einleiten. Dem Zahnarzt stehen verschiedene medikamentöse Therapien zur Verfügung, um die Pilzinfektion zu bekämpfen und einzudämmen. Ein Antimykotikum (Medikament gegen Pilze) wird in Salbenform auf die betroffenen Mundareale oder auf die Prothese selber aufgebracht und verhindert eine weitere Ausbreitung des Pilzes. Bei schweren Verläufen mit Wucherungen der Schleimhäute wird das kranke Gewebe mithilfe von Laserlicht schonend entfernt, zudem kann dem Patienten ein Antimykotikum verabreicht werden, das ein Internist oder Dermatologe verschreibt.
Es geht auch ohne Medikamente
Eine Alternative ist die Reinigung und Desinfektion der Prothese mit Natriumhypochlorid (NaOCl). Um einerseits das Material zu schonen und dennoch einen möglichst hohen Wirkungsgrad zu erzielen, sollte eine solche Reinigung nicht häufiger als einmal pro Woche durchgeführt werden. Verstärkt werden kann die Wirkung der Reinigungslösung durch eine Bestrahlung mit Mikrowellen von 650 Watt für fünf Minuten. Auch durch eine mechanische Reinigung mit einer geeigneten Bürste lassen sich mehr Beläge entfernen als durch das Tauchbad alleine.
In jedem Fall sollte die professionelle Reinigung einer Prothese durch den Zahnarzt erfolgen, denn die handelsüblichen Reinigungstabletten sind zwar in der Lage, oberflächliche Verschmutzungen zu entfernen, wirken jedoch nur unzureichend gegen Candida-Kolonien.
Da nicht nur Zahnersatz- und Prothesenträger von Pilzinfektionen im betroffen sind, sollte dieses Risiko grundsätzlich von allen Menschen berücksichtigt werden. Auch in jüngeren Jahren und bei einem gesunden bzw. sanierten eigenen Gebiss können sich Erreger aller Art im Mundbereich festsetzen, zum Beispiel in Plaque und hartem Zahnbelag (Zahnstein). Wie viel Zahnstein sich bildet und wie oft er entfernt werden sollte, hängt dabei nicht nur von den persönlichen Ernährungs- und Pflegegewohnheiten ab, sondern auch von der genetisch bedingten Zusammensetzung des Speichels sowie der Speichelmenge. Daher ist regelmäßiges und gründliches Zähneputzen keine sichere Garantie gegen die Zahnsteinbildung.
Die Zahnsteinentfernung ist Teil der zahnärztlichen Vorsorgeuntersuchung, die hierzulande jedem Versicherten ein- bis zweimal pro Jahr kostenlos zur Verfügung steht. Hierbei keinen Termin auszulassen, lohnt sich nicht nur für die allgemeine Mundgesundheit, sondern auch für den Geldbeutel. Denn wenn doch einmal Zahnersatz benötigt wird, profitieren Patienten vom Bonussystem der gesetzlichen Krankenkassen: Regelmäßige Untersuchungen und ein lückenlos geführtes Bonusheft erhöhen den Festzuschuss, den die Kassen für Zahnersatz leisten. Auch die professionelle Zahnreinigung, die eigentlich nicht zu den Kassenleistungen gehört, wird von vielen gesetzlichen Kassen dennoch bezuschusst. Es lohnt sich also, bei der eigenen Krankenkasse nachzufragen und nach der Behandlung die Rechnung dort einzureichen.
Verhinderung von Pilzinfektionen: Auch der Patient muss mithelfen
Neben der regelmäßigen Reinigung beim Zahnarzt muss auch der Patient selber durch sein Verhalten dazu beitragen, den Hefepilz in Schach zu halten. So ist die tägliche gründliche und schonende Reinigung des Mundes unverzichtbar, am besten nach jeder Mahlzeit. Auch sollte die Prothese in der Nacht nicht getragen werden, sondern trocken außerhalb des Mundes gelagert werden. Im trockenen Milieu können die Pilze nicht überleben, ihre Population wird damit deutlich reduziert.
Zudem darf die Prothese bei einer festgestellten Pilzinfektion bis zur Ausheilung nicht mehr getragen werden. Heute verfügbare Antimykotika lassen eine Infektion vollständig innerhalb von 12-14 Tagen ausheilen.
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