Markenzahnpasta vs. Discount-Zahnpasta
Das Verbrauchermagazin Öko-Test hat 38 Zahncremes, darunter 7 Naturkosmetikprodukte, auf ihre Wirksamkeit und ihre Inhaltsstoffe getestet. Die Zahnpasten und ihre Deklarationen wurden dafür einer Analyse in Schadstofflaboren unterzogen. Die günstigen Zahncremes vom Discounter schnitten beim Test überraschend gut ab.
Für diese Zahncremes gab es Minuspunkte
13 Zahnpasten erhielten von Öko-Test die Note „mangelhaft“ oder sogar „ungenügend“. Darunter waren bekannte Markenprodukte wie Odol-Med3 und Aronal, die beide mit „ungenügend“ bewertet wurden. Auch Lacalut Aktiv, Signal Kariesschutz, das Zahncremekonzentrat Ajona Stomaticum und Dr. Wolff’s Biorepair fielen mit der schlechtesten Testnote durch.
Folgende Punkte führten im Test zu einer Abwertung des Produkts:
- die Verwendung von Natriumlaurylsulfat,
- die Verwendung von konservierenden Parabenen,
- die Verwendung von PEG oder PEG-Derivaten,
- die fehlende Ausweisung des enthaltenen Zinkanteils sowie
- das Fehlen von Fluorid.
Auch der Aluminiumgehalt der Zahnpasten wurde getestet. Hier ergab die Laboranalyse jedoch bei allen Produkten unbedenkliche Ergebnisse: Die enthaltenen Aluminiumverbindungen liegen in chemisch fest gebundener Form vor, so dass sie vom Organismus nicht aufgenommen bzw. verstoffwechselt, sondern einfach wieder ausgeschieden werden
Nicht berücksichtigt wurden der RDA-Wert, der die Abrasion (abtragende Wirkung) der enthaltenen Putzkörper angibt, und der PCR-Wert, mit dem Reinigungswirkung einer Zahnpasta angegeben wird. Die am Test beteiligten Experten begründeten diesen Verzicht mit der komplizierten und unzuverlässigen Messmethodik, da in diesem Bereich viele andere Faktoren ebenfalls eine Rolle spielten, zum Beispiel die verwendete Zahnbürste, Putzdruck und Putztechnik sowie individuelle Gebisseigenschaften. Labortests könnten hier also allenfalls Anhaltspunkte geben, nicht jedoch eindeutige Ergebnisse liefern.
Die Abwertungsgründe im Überblick
1. Natriumlaurylsulfat
Natriumlaurylsulfat ist ein Tensid, das Zahnpasten zur Schaumbildung zugesetzt wird. Nach Meinung vieler Zahnmediziner reinigen schäumende Pasten besser, da der Schaum den Abtransport von Nahrungsresten und das Lösen von Zahnbelag verbessert. Allerdings reizt das aggressive Tensid auch die empfindlichen Mundschleimhäute und kann, wenn es ins Verdauungssystem gelangt, die Darmflora schädigen. Darum wird es von Öko-Test schon lange abgewertet.
2. Konservierende Parabene
Konservierende Parabene stehen im Verdacht, wie Hormone (chemische Botenstoffe) zu wirken. Ihre Verwendung wird zunehmend kritisiert, weil sie, zumindest in höheren Konzentrationen – das menschliche Hormonsystem beeinflussen können.
PEG oder PEG-Derivate
Diese Inhaltsstoffe wurden abgewertet, weil sie penetrationsfördernd wirken, also die Durchlässigkeit der Haut für Fremd- Giftstoffe erhöhen können. Polyethylenglycole (PEG) bzw. PEG-Derivate sind in vielen Zahncremes und anderen Kosmetikprodukten enthalten.
3. Fehlende Ausweisung des Zinkanteils
Zink ist ein lebenswichtiges Spurenelement. Kinder sollten jedoch kein zusätzliches Zink über die Zahnpasta aufnehmen, da ihr Zinkbedarf durch die Ernährung bereits hinlänglich gedeckt wird. Darum sollen zinkhaltige Produkte laut Empfehlung des Bundesinstituts für Risikobewertung mit dem klaren Hinweis versehen sein, dass sie für Kinder ungeeignet sind. Zahnpasten, auf denen dieser Hinweis fehlte, wurden aus diesem Grund im Test abgewertet.
4. Fehlendes Fluorid
Zwei konventionelle Zahncremes und fünf Naturkosmetikprodukte wurden abgewertet, weil sie kein Fluorid enthalten. Betroffen waren unter anderen Biorepair von Dr. Wolff's und Ajona. Die Abwertung wurde damit begründet, dass die zahnschützende Wirkung von Fluoriden wissenschaftlich bewiesen sei. Dagegen gäbe es jedoch keine brauchbaren Studien, die beweisen, dass auch fluoridfreie Produkte Karies effektiv vorbeugen.
Kariesschutz ist wichtigstes Kriterium
Das wichtigste Kriterium beim Test war der Kariesschutz.
Karies wird häufig als ansteckende Krankheit bezeichnet, da die Kariesbakterien über den Speichel von Mensch zu Mensch weitergegeben werden können. Ob die Zahnfäule tatsächlich eine ansteckende Krankheit ist, wird unter Wissenschaftlern und Zahnmediziner dennoch kontrovers diskutiert. Doch wie kann es überhaupt Unklarheiten über die Übertragbarkeit einer Krankheit geben?
Karies entsteht, wenn die (übertragbaren) Kariesbakterien den in der Nahrung enthaltenen Zucker verstoffwechseln. Dabei produzieren sie Säure, und diese kann den Zahnschmelz angreifen und dazu führen, dass sich Löcher in den Zähnen bilden. Doch während es bei der Kariesprophylaxe früher vor allem darum ging, sich gar nicht erst mit Karieskeimen anzustecken, weiß man heute, dass es praktisch unmöglich ist, keine Kariesbakterien in den Mund zu bekommen. Allerdings erkranken nicht alle Menschen in der Folge an Zahnfäule.
Grund dafür ist, dass Bakterien (zum Beispiel der Karieskeim Streptococcus mutans) bei der Kariesentstehung zwar eine wichtige, aber nicht die einzige Rolle spielen. Karies ist eine sogenannte multifaktorielle Erkrankung – auch die Allgemeingesundheit, die Ernährungsgewohnheiten und natürlich die Mundhygiene entscheiden darüber mit, ob ein Mensch Löcher in den Zähnen bekommt oder nicht. Darum gibt es auch mehrere Stellen, an denen man bei der Kariesprophylaxe den Hebel ansetzen kann, um den Ausbruch der Zahnerkrankung zu verhindern.
Bei einer Abstimmung im Jahr 2015 stimmten 76 Prozent der beteiligten Experten für die Einstufung von Karies als nicht übertragbare Krankheit. Damit stellten sie die Faktoren Ernährung und Mundhygiene bei der Kariesprophylaxe stärker als bisher in den Fokus.
Zahncremes ohne Fluorid
Die Tester waren sich einig, dass es zur Vorbeugung von Karies zur Zeit keinen besseren Wirkstoff gebe als Fluorid. Dieser Inhaltsstoff helfe den Zähnen bei der Remineralisation, also der Rückgewinnung verlorener Mineralstoffe. Diese Wirkung von Fluorid ist schon lange bekannt und auch wissenschaftlich belegt.
In höheren Dosen kann Fluorid auch zu Gesundheitsschäden führen, etwa zu Fluorose (Zahnfehlbildungen oder -verfärbungen) bei Kindern. Das wurde ebenfalls durch Studien bestätigt und zeigt sich u. a. durch die höhere Fluorosehäufigkeit in Ländern, in denen das Trinkwasser fluoridiert wird (z. B. USA und Schweiz).
Wissenschaftler gehen allerdings davon aus, dass Erwachsene unter normalen Bedingungen keine Fluorid-Überdosierung befürchten müssen. Regelmäßiges Zähneputzen (zweimal täglich) mit einer fluoridhaltigen Zahnpasta führe auch dann nicht zu einer riskanten Mehraufnahme, wenn zusätzlich fluoridiertes Speisesalz gegessen werde. Die empfohlene tägliche Aufnahmemenge bei Fluorid beträgt laut EFSA (Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit) für Kinder wie Erwachsene 0,05 mg pro kg Körpergewicht. In Universalzahncremes dürfen jedoch höchstens 1,5 mg pro kg Fluorid enthalten sein. Außerdem muss darauf hingewiesen werden, dass Kinder die entsprechende Zahnpasta nicht oder nur in kleinen Mengen verwenden sollen.
Es gibt Alternativen zum Fluorid, doch die konnten die Tester nicht überzeugen. So enthalten nahezu alle Naturkosmetik-Zahnpasten das zahnfreundliche Süßungsmittel Xylitol (Xylit), dem seit Längerem eine Karies vorbeugende Wirkung zugeschrieben wird. Leider wurde diese bisher nicht ausreichend durch Studien wissenschaftlich belegt. Es fehlt also derzeit noch der Beweis, dass xylitolhaltige Zahncremes Karies ebenso effektiv vorbeugen wie fluoridhaltige.
Die Zahnpasta „Biorepair“ von Dr. Wolff’s enthält einen hohen Anteil an Zink-Carbonat-Hydroxylapatit (künstlichem Zahnschmelz), mit dem sich beim Putzen mikroskopisch kleine Zahndefekte verschließen lassen sollen. Doch auch die kariesprophylaktische Wirkung dieses Wirkprinzips („biomimetisches Verfahren“) ist noch nicht ausreichend durch Studien belegt.
Welche Fluoridart (Aminfluorid, Natriumfluorid oder Natriummonofluorphosphat) eine Zahncreme enthält, ist nach Meinung der Tester nicht entscheidend. Wichtiger sei, dass die fluoridierte Zahncreme gut schmecke und angenehm in der Anwendung sei, damit sie vom Verbraucher auch regelmäßig genutzt werde.
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