Amalgamfüllungen - schädlich oder unbedenklich?
In der Europäischen Union dürfen Zahnärzte ab Juli 2018 Amalgamfüllungen nur noch in Ausnahmefällen bei Kindern, Schwangeren oder stillenden Müttern einsetzen. Nach einigen Jahren soll dann überprüft werden, ob ab dem Jahr 2030 vollständig auf Amalgamplomben als Zahnfüllung verzichtet werden kann. Allerdings will die EU nicht aus Gründen des Patienten- oder Gesundheitsschutzes auf Amalgam verzichten, vielmehr steht der Umweltschutz im Vordergrund.
Was ist Amalgam und wofür wird es verwendet?
Amalgam ist ein Oberbegriff für Legierungen mit Quecksilber, einem in Reinform hochgiftigem Schwermetall. Zur Zahnsanierung wird Quecksilber mit Silber, Zinn und Kupfer und weiteren Zutaten vermischt und dann als Füllungsmaterial bei kariesbedingten Löchern eingesetzt. Schon im alten China wurde es als Füllungsmaterial eingesetzt und seit 1820 auch standardmäßig in Europa.
Amalgam wird jeweils kurz vor der Behandlung zusammengemischt und kann dann im pastösen Zustand einfach in den vom Zahnarzt von Karies befreiten Zahn eingebracht werden. Es härtet nach einigen Minuten vollständig aus und ist dann sehr lange haltbar, einzelne Plomben mehr als 30 Jahre. Ein weiterer Vorteil ist, dass eine Amalgamfüllung antibakteriell wirkt und so verhindert, dass sich Karies ausbreiten kann.
Aufgrund der über viele Generationen guten Erfahrungen mit der Verträglichkeit und Haltbarkeit sind Amalgamfüllungen bei kariösen Defekten die Standardversorgung, die im Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenkassen aufgeführt ist. Patienten müssen daher für eine Amalgamfüllung keinen Eigenanteil tragen, da die gesamten Behandlungskosten von der Krankenkasse übernommen werden.
Den größten Nachteil von Amalgam stellt seine Farbe dar, denn das Metallgemisch hat eine silbrig-dunkle Oberfläche und ist damit weit von einer natürlichen Zahnfarbe entfernt. Daher wird eine Amalgamfüllung in der Regel nur im nicht sichtbaren Bereich der Zähne angewendet, während im Sichtbereich der Schneide- und Eckzähne meist mit zahnfarbenen Füllungen aus Kunststoff gearbeitet wird. Für diese Bereiche übernimmt auch die Krankenkasse die Mehrkosten für diese Füllungen.
Gibt es Gesundheitsgefahren durch Amalgam?
Viele Patienten sind besorgt, dass sich giftiges Quecksilber aus einer Amalgamfüllung lösen und gesundheitliche Probleme verursachen könnte. Allerdings gibt es trotz zahlreicher Studien zu diesem Thema keine wissenschaftlichen Belege dafür, dass intakte Füllungen aus Amalgam die Gesundheit gefährden. Experten gehen davon aus, dass die Belastung der Nahrung mit Quecksilber deutlich höher ist und aus die Füllungen nur geringste Mengen Quecksilber austreten können.
Allerdings steigt das Risiko an, wenn sich im Mund auch andere metallische Füllungen oder Kronen befinden. Menschen mit Goldkronen und Amalgamfüllungen, können erhöhte Quecksilberwerte im Blut aufweisen, da die Metalle durch den Speichel miteinander reagieren und eine galvanische Korrosion auslösen.
Einige Menschen leiden jedoch unter einer sogenannten „psychogenen Amalgamintoleranz“ und klagen über unspezifische Krankheitssymptome, die ihrer Einschätzung nach durch das Amalgam hervorgerufen werden. Sie klagen etwa über Schmerzen im Bauch, Rücken oder Kopf, Erschöpfungszustände, Schlafstörungen, allerdings gibt es dennoch nicht eine Studie, die einen Zusammenhang zwischen einer Amalgamfüllung und der Symptomatik belegen konnte.
Einige Menschen reagieren allerdings allergisch auf Quecksilber. Wer also unter entzündlichen Reaktionen im Mund oder an der Zunge leidet, die erst auftreten, nachdem eine Amalgamfüllung eingesetzt wurde, sollte sich von einem Allergologen testen lassen. Ist der Allergietest positiv, sollte auf weitere Füllungen aus Amalgam verzichtet und eine Sanierung vorhandener Füllungen erwogen werden. In diesem Fall übernimmt die Krankenkasse sowohl die Entfernung alter Plomben als auch eine höherwertige Versorgung, etwa mit einem Kunststoff-Komposit.
Sollte eine alte Amalgamfüllung entfernt werden?
Angesichts der langen Haltbarkeit und generell guten Verträglichkeit raten viele Zahnärzte davon ab, eine intakte Amalgamfüllung zu entfernen. Denn hierzu muss die Füllung mit dem zahnärztlichen Bohrer entfernt werden, wobei relativ viel Quecksilber freigesetzt wird. Wenn also keine gesundheitlichen Gründe gegen die silbernen Füllungen sprechen, ist eine Amalgamentfernung eher ein Risiko und sollte genau überlegt werden.
Auch die sogenannte Quecksilberausleitung, die nach einer Zahnsanierung mit amalgamfreien Füllungen oft empfohlen wird, ist unter Experten sehr umstritten. Zwar ist es tatsächlich möglich, im Fettgewebe gebundenes Quecksilber chemisch zu binden und über Urin und Stuhl auszuleiten, doch die Behandlung ist teilweise mit erheblichen Nebenwirkungen verbunden und kann auch wichtige Spurenelemente aus dem Körper spülen.
Welche Alternativen gibt es zur Amalgamfüllung?
Um kleine Löcher im Zahn zu reparieren, können anstelle von Amalgam auch Komposite verwendet werden. Allerdings hat Kunststoff eine geringe Haltbarkeit und Lebensdauer, sodass die Füllungen häufiger ersetzt werden müssen als bei Amalgam. Auch ist das Allergierisiko bei Komposite höher, da sie aus rund 200 chemischen Verbindungen bestehen, deren gesundheitliche Auswirkungen auf den Menschen noch nicht vollkommen erforscht sind.
Inlaysaus Gold oder Keramik sind weitere Alternativen, die beide deutlich besser verträglich sind als Amalgam oder Kunststoff. Allerdings werden keramische Inlays nicht mit einem speziellen Zement befestigt, sondern mit Kunststoff eingeklebt, sodass auch sie in seltenen Fällen für allergische Reaktionen des Patienten verantwortlich sind. Zudem muss der Zahn für ein Inlay vom Zahnarzt intensiver präpariert werden, sodass unter Umständen mehr gesunde Zahnsubstanz entfernt werden muss, um das Inlay einsetzen zu können.
Patienten, die eine höherwertige Versorgung mit Kunststoff, Keramik oder Gold wünschen, müssen jedoch in der Regel die Mehrkosten selber zahlen. Der Zahnarzt ist jedoch dazu verpflichtet, im Heil- und Kostenplan auch die kostengünstigste und von der Krankenkasse komplett übernommene Behandlungsalternative mit Amalgam (oder Kunststoff im Sichtzahnbereich) auszuweisen, sodass der Patient umfassend informiert ist.
Wer eine Zahnzusatzversicherung abgeschlossen hat, kann sich die Mehrkosten für Material und Behandlung meist dennoch erstatten lassen, je nach Vertrag und Tarif werden die gesamten Mehrkosten übernommen oder zumindest ein erheblicher Anteil davon.
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