Amalgam – erneut auf dem Prüfstand
Amalgam ist einer der ältesten Dentalwerkstoffe. Seit rund zweihundert Jahren wird es zur Herstellung von Zahnfüllungen verwendet. Für den Seiten- und Backenzahnbereich gelten Amalgamfüllungen immer noch als Standard, weil sie stabil, langlebig und günstig sind. Die Kosten dafür werden von den gesetzlichen Krankenkassen voll übernommen, während Patienten für Kunststofffüllungen meist zuzahlen müssen. Zahnfarbener Kunststoff ist nur Kassenleistung bei Füllungen im Frontzahn- bzw. Sichtbereich (aus ästhetischen Gründen) sowie bei Schwangeren und Nierenkranken (aus Gründen des vorsorglichen Gesundheitsschutzes).
Schwieriger Nachweis, unklare Beweisführung
Das Hauptargument der Amalgambefürworter ist, die in den Körper gelangende Quecksilbermenge sei winzig und liege weit unter den Grenzwerten. Zudem gäbe es keine sicheren Nachweise von Amalgamallergien oder Beschwerden durch richtig verarbeitetes und eingesetztes Amalgam. Symptome bzw. ihre Besserung nach einer Amalgamentfernung werden häufig mit dem Placebo-Effekt erklärt und in den psychischen Bereich geschoben. Tatsächlich sind die Symptome einer Schwermetallintoxikation so unterschiedlich wie individuell. Daher ist es selten möglich, sie klar abzugrenzen und unzweifelhaft auf Amalgam bzw. Quecksilber zurückzuführen. Dazu kommt, dass längst nicht jeder, der Amalgamfüllungen trägt, auch Beschwerden hat.
Für Betroffene, die sich damit nicht zufriedengeben wollen, ist die Beweisführung sehr schwierig. Es gab durchaus entsprechende Initiativen, zum Beispiel eine Strafanzeige wegen Körperverletzung, die 1500 Menschen mit Vergiftungssymptomen im Jahr 1996 gegen den Quecksilbervertreiber und Amalgamhersteller Degussa erstatteten. Das Verfahren wurde eingestellt und Degussa lediglich zur Zahlung eines Strafgelds an die Gerichtskasse verpflichtet. Zudem sollte das Unternehmen eine Studie zur Schädlichkeit von Amalgam finanzieren. Diese Studie, die zwölf Jahre lief und den Amalgamhersteller rund 600.000 Euro kostete, brachte keine brauchbaren Resultate. Zum Teil fehlten Vergleichsgruppen, auch die Mess- und Testmethoden wurden kontrovers diskutiert. Bestätigt wurden vor allem die Unklarheiten, doch die Studienergebnisse wurden in den Medien vor allem als „Entwarnung“ interpretiert.
Praktischer Füllstoff oder tödliches Gift?
Schon im Februar 2009 verkündeten die Umweltminister der Vereinten Nationen, Quecksilber werde ab 2013 weltweit nicht mehr verwendet, weil es ein tödliches Gift sei. In Schweden und Norwegen wurde das Quecksilberverbot auch umgesetzt: Dort sind Amalgamfüllungen seit einigen Jahren verboten. In Deutschland hingegen besteht seit den 1920er Jahren keine Einigung darüber, ob Amalgamfüllungen krank machen können oder nicht. Jetzt steht das umstrittene Material erneut auf dem Prüfstand: Im Mai 2016 forderte der Europarat ein europaweites Quecksilber- bzw. Amalgamverbot oder wenigstens eine deutliche Verwendungseinschränkung.
Ein Teil davon lagert sich im Körper an, etwa in Leber und Nieren, im Fettgewebe, das auch die Nerven umgibt, oder im Gehirn. Die Halbwertszeit des im Körper gespeicherten, hochgiftigen Schwermetalls beträgt zwanzig Jahre.
Ebenfalls bekannt und bewiesen ist, dass Quecksilber den Immun- und Nervenstoffwechsel der Körperzellen blockiert. Abhängig von der Konzentration des Gifts kann das zu diffusen, „schleichenden“ Symptomen (z. B. Übelkeit, Schwindel, Erschöpfung, Leistungsminderung, häufige Infektionen) oder schweren Krankheiten führen. Menschen mit Amalgamfüllungen haben rund fünfmal so viel Quecksilber im Körper. Offiziell nach wie vor ungeklärt ist lediglich die Streitfrage, ob die durch Zahnfüllungen aufgenommene und eingelagerte Quecksilbermenge hoch genug ist, um einen Menschen krank machen zu können.
Vielleicht wäre Amalgam schon längst aus den Zahnarztpraxen verschwunden, wenn es nicht so praktisch wäre. Es ist leicht zu verarbeiten, hat eine hohe Lebensdauer und ist vor allem überaus wirtschaftlich – zumindest auf den ersten Blick und bei der aktuellen Situation. Betrachtet man jedoch nicht nur die Amalgamverwendung, sondern auch die Produktion und die damit verbundenen Umweltbelastungen, ist Amalgam kein günstiges, sondern ein vergleichsweise teures Material. Und würde seine Gesundheitsschädlichkeit offiziell anerkannt bzw. bestätigt, kämen auf die Hersteller und auch die Krankenkassen hohe Kosten zu, unter anderem für Amalgamsanierungen.
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